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Unterm Strich

Das wirkliche Leben sieht natürlich ganz anders aus. Da will die tschechische Nationalgalerie den Streit um die Franz-Kafka-Buchhandlung in Prag notfalls mitGewalt lösen. Sollten die Betreiber das Geschäft im Zentrum von Prag nicht bald verlassen, werde man zwangsräumen lassen, zitierte die tschechische Tageszeitung Mlada fronta Dnes einen Behördensprecher. Die Buchhandlung befindet sich in einem Barockpalais, in dem der Schriftsteller (1883 – 1924) ins deutsche Gymnasium ging und sein Vater ein Geschäft betrieb. Die Galerie hatte den Inhabern wegen eines Formfehlers im Mietvertrag gekündigt, um an Stelle des Ladens einen zweiten Eingang bauen zu lassen.

Seitdem kämpfen beide Seiten mit harten Bandagen und üben sich in Schikanen. Denn während die Betreiber ihre Buchhandlung inzwischen schon von einem privaten Wachdienst vor der Zwangsräumung schützen lassen, drehte die Nasty-Nationalgalerie dem Geschäft Wasser und Strom ab. Die Räume müssen seither mit Petroleumlampen beleuchtet und geheizt werden.

In einer Petition hatten bereits Ende November namhafte Intellektuelle gegen das Vorgehen der Nationalgalerie protestiert. Sie weisen darauf hin, dass die Buchhandlung einer der wenigen öffentliche Räume in Prag sei, der sich authentisch mit dem Leben von Franz Kafka verbinde.

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