: Unterm Strich drüber
Mühsam nähern sich die HSV-Amateure und Holstein Kiel dem Regionalliga-Klassenerhalt. Davon kann der VfR Neumünster nur träumen
aus Hamburg FOLKE HAVEKOST
Mit dem Strich ist das so eine Sache: Um einen Schlussstrich unter eine Saison zu ziehen, muss man wissen, ob man sich über oder unter selbigem befindet – dem Strich, der in der Tabelle die in der Liga verbleibenden Mannschaften von den Absteigern trennt. „Unterm Strich sind es für uns schöne Pfingsten“, sagte Trainer Thomas Doll, nachdem sein Team am Sonntag gewonnen hatte. Schließlich stehen die HSV-Amateure einen Spieltag vor Regionalliga-Ultimo erstmals seit Wochen wieder über dem ominösen Strich. Mit einem 2:0 gegen die Amateure des 1. FC Köln verließ der Rauten-Nachwuchs die Abstiegsränge. Da die Ergebnisse der Konkurrenz nicht optimal waren, bleiben allerdings immer noch leise Zweifel, ob der Strich auch zum Saisonschluss am kommenden Samstag noch unter den Rothosen stehen wird. Ebenso in Kiel, wo der KSV Holstein mit einem 3:1 über Absteiger Sachsen Leipzig einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt unternahm.
Zurück nach Hamburg: Trotz einer über weite Strecken zerfahrenen Spielweise gewannen die HSV-Amateure ihr Schlüsselspiel im Abstiegskampf. „Wir kriechen auf dem Zahnfleisch“, resümierte Riccardo Baich, der mit seinem 1:0 Mitte der zweiten Halbzeit für die Erlösung sorgte. Zuvor waren eher die ebenfalls abstiegsbedrohten rheinischen Gäste dicht am Führungstor gewesen, doch Kiskanc (51.) vergab die beste Kölner Gelegenheit.
„Gerade in der ersten Halbzeit hatten wir Probleme“, gab Doll zu: „Köln war die griffigere Mannschaft und auch gedanklich immer einen Tick schneller.“ Als niemand mit einem HSV-Treffer rechnete, lief sich Baich (69.) frei und verwertete einen Laas-Pass zum 1:0. Haas nutzte fünf Minuten vor Schluss einen Kölner Ballverlust im Aufbauspiel, um vor der außergewöhnlichen Kulisse von 1.200 Zuschauern den 2:0-Endstand zu markieren. Nun reicht den Rothosen am Samstag ein Punkt im abschließenden Spiel bei Werder Bremens Amateuren; Gleiches gilt für Kiel für das Spiel in Köln. Da allerdings selbst bei eigenen Niederlagen einiges schief laufen müsste, um die Nordlichter noch unter den Strich zu hieven, wurde beim HSV auch schon ein wenig an die Zukunft gedacht. „Das Tor war keine Genugtuung für meine wenigen Einsätze in der Hinrunde“, befand Matchwinner Baich, dessen Weiterbeschäftigung beim Rauten-Club noch ungeklärt ist. Für den dritten Nord-Vertreter im Abstiegskampf, den VfR Neumünster, ist die Zukunft dagegen schon seit Saisonbeginn geklärt. Mit nur drei Siegen in den bisherigen 33 Spielen stand der Abstieg in die neu installierte Oberliga Nord frühzeitig fest.
Der HSV, für den Publikumsliebling und Ballverführer Rodolfo Cardoso sein letztes Heimspiel bestritt, verteilte 20 Freikarten an die Oberliga-Spieler des SC Victoria Hamburg, die kräftig mit den Rothosen mitfieberten. Bleibt der HSV über dem Strich, kicken die Hohelufter in der kommenden Serie in der Oberliga Nord.
Die Klassenzugehörigkeit zahlreicher anderer Teams aus der Hansestadt hängt ebenfalls vom Verbleib des Doll-Teams in der Regionalliga ab. Woran die Marketing-Strategen des Bundesliga-Dinos noch emsig feilen, haben die Amateure des Clubs geschafft: Halb Hamburg drückt dem HSV die Daumen.