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Unter Umständen wollen StudentInnen zahlen

■ Auch Rot-Grün-Wähler dafür, falls die Unis das Geld bekommen. Repräsentativumfrage

Berlin (taz) – Rot-Grün-AnhängerInnen sind unter bestimmten Bedingungen dafür, Studiengebühren zu erheben. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage votierten jeweils 61 Prozent der potentiellen WählerInnen von SPD und Bündnisgrünen fürs bezahlte Studium. Voraussetzung wäre allerdings, daß das Geld den Hochschulen zugute kommt. Zudem müßte die Möglichkeit bestehen, für die Gebühren ein Darlehen aufzunehmen. In einer zweiten Umfrage, die nur unter Studierenden durchgeführt wurde, lehnten aber 97 Prozent der StudentInnen die Gebühren zugunsten der Staatskasse ab. Unter bestimmten Bedingungen würden sie jedoch Gebühren zustimmen.

Forsa befragte 500 StudentInnen und 1.001 repräsentativ ausgesuchte BügerInnen. Eine Frage lautete: „Ich bin für die Einführung von Studiengebühren in Höhe von 1.000 Mark pro Semester, wenn gesichert ist, daß diese Gebühren der jeweiligen Hochschule zugute kommen und wenn die Studierenden hierzu ein Darlehen aufnehmen können.“ Dies bejahten Schüler und Studierende zu 46 Prozent. Die StudentInnen im Alter von 22 bis 25 Jahren stimmten mehrheitlich zu (54 Prozent), falls die Unis das Geld und sie selbst ein Darlehen erhielten.

„Diese Begleitumstände sind illusorisch“, kommentierte Hamburgs Wissenschaftssenatorin Krista Sager (Bündnis 90/Grüne). „Es ist überhaupt nicht abzusehen“, daß es eine Reform des Bafög gebe. Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Anke Brunn (SPD) hielt es für falsch, die junge Generation mit nachträglichen Studiengebühren oder einer Sondersteuer vorzubelasten. Wer Einkommensmillionäre unbesteuert lasse, sagte die Bildungssprecherin des SPD-Bundesvorstands, habe kein Recht, „bei den jungen Leuten abzukassieren“.

Ähnlich reagierte auch der studentische Dachverband fzs. „Volksverdummung per Statistik“, beurteilte Ulrike Gonzales die vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und dem Stifterverband für die Wissenschaft in Auftrag gegebene Umfrage. „Die Haushalte der Hochschulen werden sofort zusammengestrichen, wenn es erst mal Gebühren gibt“, zeichnet Gonzales das Szenario.

Der Stifterverband und die Gütersloher Hochschulentwickler veröffentlichten die Studie zwei Tage vor der entscheidenden Sitzung des Bundesrats zum Hochschulrahmengesetz. SPD-regierte Länder lehnen das neue Universitätsgesetz des Bundes ab, wenn Studiengebühren darin nicht ausdrücklich verboten werden. „Diese Reform an der Studiengebührenfrage scheitern zu lassen, wäre eine politische Bankrotterklärung“, sagte der Generalsekretär des Stifterverbandes, Manfred Erhardt (CDU). Der ehemalige Wissenschaftssenator von Berlin ist ein erklärter Befürworter von Gebühren. Die Forsa-Ergebnisse liegen dem Stifterverband und dem CHE bereits seit Mitte Februar vor.

Laut Forsa werden Studiengebühren, die in den Staatshaushalt fließen, von allen befragten Gruppen abgelehnt. Hochschulabsolventen sagen zu 83 Prozent nein, ehemalige HauptschülerInnen zu 59 Prozent. Auch CDU/CSU- WählerInnen votieren gegen diese Form des bezahlten Studiums (72 Prozent). Christian Füller

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