: Unsichtbare Gefahr für Säuglinge?
■ Der eigens für Babys angebotene Wasserfilter von Brita zeigt Schwächen
Nach neuesten Testergebnissen des Öko-Test-Magazins ist der „Brita-Baby-Wasserfilter“ mit erheblichen Mängeln behaftet: Er kann zwar wie versprochen Nitrat, Chlor, Pestizide, Kupfer und giftiges Blei aus dem Trinkwasser herausholen. Doch ausgerechnet beim gefährlichen Nitrit kam es gegen Ende der vom Hersteller angegebenen Leistungsdauer zu einem „Durchbruch“: Es wurden 280 Mikrogramm Nitrit pro Liter im gefilterten Wasser festgestellt, fast dreimal mehr als im Ausgangswasser.
Nitrit kann beim Baby die lebensbedrohliche Blausucht hervorrufen und im Magen zu krebserregenden Nitrosaminen umgewandelt werden. Zudem hatte sich bereits nach zehn Tagen eine drastisch erhöhte Keimzahl im gefilterten Wasser gebildet.
Es handele sich nicht um Krankheitserreger, so Brita, sondern um „harmlose Wasserbakterien“. Ein gesundheitliches Risiko sei „somit ausgeschlossen“, da in der Gebrauchsanweisung darauf hingewiesen wird, daß das „Wasser zur Zubereitung von Babynahrung immer vor Gebrauch abgekocht werden“ müsse.
Bereits im März dieses Jahres berichtete eine Sprecherin der Kölner Wasserwerke über die Ergebnisse einer Untersuchung von sechs Brita-Baby-Wasserfiltern: Die Filter verkeimten sehr schnell und seien ab Werk mit Schimmelpilzen belastet.
Daraufhin beantragte der nach eigenen Angaben weltweit größte Hersteller von Haushalts-Wasserfiltern einstweilige Verfügungen gegen seine Kritiker, diese Vorwürfe zu unterlassen. Zudem war Brita gegen Professor Franz Daschner, den Direktor des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene an der Freiburger Uniklinik, vorgegangen: Mit einer einstweiligen Verfügung unter Androhung eines Ordnungsgelds von 500.000 Mark hatte Brita dem renommierten Kinderarzt und Hygieneexperten verbieten lassen, zu behaupten, „der ,Brita-Baby-Wasserfilter‘ kann Babys schaden, wenn man den Filter nicht genau so anwendet, wie es der Hersteller will“.
Daschner bezweifelt, daß die Verkeimung unbedenklich ist. Die Keime könnten „hitzebeständige Toxine bilden“, die auch nach dem Abkochen bei „abwehrgeschwächten Säuglingen und Neugeborenen zu Erkrankungen führen könnten“.
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