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■ Unrunde Runde„Interessanter Beitrag“

Willy Brandt stierte auf Helmut Kohl, „Jawoll!“ lallte Franz-Josef Strauß, „die Lingskoalision ist abgeschmeddert“ – für die Elefanten war die Bonner Runde das Höchste. Davon blieb nicht viel. Allein, die Generalsekretäre aus Bonn hängen an ihr. Sie verstehen nicht, daß ein Honigkuchenpferd in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover mehr Zapper bindet.

Schröder war halt „das journalistische Highlight“, sagt ZDF-Moderator Peter Ellgaard. Während das ZDF dort vor Schröder buckelte statt in Bonn vor den Generälen, fühlte sich Westerwelle als „Beiprogramm“. Samt CDU-Hintze und CSU-Protzner stürmte er zum Abschminken. Und merkte nicht, daß es was anderes ist, von einer Kamera im Stich gelassen zu werden, als selbst vor einer solchen zu fliehen – zudem einer ausgeschalteten. In Bonn saß Ellgaard mit dem Rest da. Mal was Neues, sagte er, und machte mit links weiter: „Das mußte man zeigen.“

Schröder feiert in den Medien, die feiern ihn, und die anderen kommen mit dem Fernsehen nicht mehr klar. Nicht mal mediengerecht vor laufenden Kameras verschwinden konnten sie. Dabei war die Sache den PR-Experten Hintzes und Westerwelles eingefallen. Ganz wie früher will die CSU vor den ZDF-Fernsehrat gehen, wo die Parteien das Sagen haben. Hintze und Westerwelle sitzen selbst drin. Westerwelle schickte ein empörtes Fax an Intendant Dieter Stolte. Dieser, immer um die Parteienvertreter besorgt, antwortete, „Ihre Verärgerung“ verstehe er wohl. Aber: die journalistische Prioritätensetzung sei korrekt gewesen.

Nun geht's munter weiter: Wurden die „Generäle“ vor ihrer Degradierung vorgewarnt? Das ZDF behauptet es. Absprachen nicht eingehalten, wütet CSU-Protzner dagegen, „Zwangsgebühren“, „Fairneß“! ZDF-Ellgaard: 20 Zeugen hätten's gehört – „fünf Minuten vor der Sendung“.

Als die „Generäle“ weg waren und auf dem Bildschirm der Zeiger der „heute“-Uhr majestätisch seine Runden drehte, merkte man: Die „Bonner Runde“ braucht niemand mehr. Weiterrunden will Chefredakteur Klaus Bresser dagegen: „Ein interessanter Beitrag“. Und SPD-Müntefering fiel noch im Bonner Fernsehstudio eine Weisheit aus alten Zeiten ein: „Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen.“ Das ist von Herbert Wehner. Georg Löwisch

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