Unruhen an der Grenze zur USA: Mexiko schiebt Migranten ab
Hunderte Migranten haben in Tijuana versucht, die Grenze zu überwinden. Die USA reagieren mit Tränengas, Mexiko reagiert mit Abschiebungen.
Knapp 5.000 Menschen, die vorwiegend aus Honduras vor Armut und Gewalt geflüchtet sind, hängen seit knapp zwei Wochen auf einer Sportanlage in der nordmexikanischen Stadt fest. Sie sind im Laufe der vergangenen zwölf Tage mit mehreren Migrantenkarawanen dort angekommen und warten seither darauf, in die USA einreisen und dort arbeiten zu können. Die einen hoffen auf politisches Asyl, andere auf eine Arbeitsgenehmigung. Doch die Aussichten sind bisher schlecht.
Am Sonntag marschierten deshalb mehrere hundert von ihnen zum Grenzzaun. Die Männer, Frauen und Kinder konnten die Sperren der mexikanischen Bundespolizei durchbrechen. Manche versuchten, durch die Kanalisation eines Flussbettes weiterzukommen, andere über eine Gleisanlage. Etwa 50 kletterten auf den Metallzaun, der die beiden Staaten voneinander trennt. Doch alle wurden von US-Sicherheitskräften mit Tränengas und Gummigeschossen zurückgedrängt. Auch Hubschrauber des US-Grenzschutzes waren im Einsatz.
„Wir sind keine Kriminellen, sondern internationale Arbeiter“, riefen die Migranten während ihres Marsches Richtung Grenzübergang „El Chaparral“. Auf ihrer Demonstration trugen sie mexikanische, honduranische sowie US-amerikanische Flaggen. Mit Blick auf den Präsidenten des Nachbarlandes, Donald Trump, trugen sie Plakate mit der Aufschrift: „Trump, wir sind nicht deine Feinde.“ Vor ihrer Aktion beteten sie und brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass „Trump sein Herz öffnen“ werde.
Uneinigkeit zwischen Mexiko und USA
Hoffen auf US-Asyl
Der US-Staatschef ließ dagegen kurz zuvor über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen, „es wäre sehr klug, wenn Mexiko die Karawanen (der Migranten) weit von der Südgrenze (der USA) stoppen würde“. Bereits am Samstag hatte die US-Tageszeitung Washington Post gemeldet, Trump und der künftige mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador, der am 1. Dezember sein Amt antritt, hätten sich auf ein gemeinsames Vorgehen gegenüber den Migranten geeinigt. Demnach müssten alle, die in den USA Asyl suchen, in Mexiko bleiben, bis ihr Antrag bearbeitet sei. „Migranten an der Südgrenze dürfen nur dann in die Vereinigten Staaten einreisen, wenn ihre Ansprüche vor Gericht einzeln genehmigt werden“, twitterte Trump.
Doch die künftige mexikanische Innenministerin Olga Sánchez Cordero, die von der Washington Post zitiert wird, dementierte die Aussagen des US-Präsidenten. Man werde die Migrantinnen und Migranten weiterhin mit offenen Armen empfangen und deren Menschenrechte besonders im Blick haben, erklärte Cordero.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen