: Unnötiger Verkehr -betr.: "HVV: Tod oder Wachstum", taz vom 13.9.94
Betr.: „HVV: Tod oder Wachstum“, 13.9.94
In dem o.a. Artikel über den PNV in Hamburg und Umgebung werden einige Auffassungen vertreten, denen aus Sicht des aufgeklärten Umweltschutzes unbedingt widersprochen werden muß:
Herr Marten spricht sich für die Ausweitung des HVV auf das Gebiet mit den Eckpunkten Cuxhaven, Neumünster, Lübeck, Soltau aus. Welche Arbeitswege will Herr Marten den Pendlern zumuten? Welche unnötige Verkehre will Herr Marten erzeugen? Die ökologische Lösung des Problems des Berufspendlers kann doch nur eine Verlagerung der Arbeitsplätze zu den Arbeitnehmern sein. Die Arbeitnehmer und ihre Familien müssen sich grundsätzlich entscheiden: Wollen sie die Urbanität der Stadt oder wollen sie im Grünen wohnen?
Wer beides will, zerstört durch den dadurch erzeugten unnötigen Verkehr (Flächenverbrauch, Abgase, Unfälle) sowohl die Urbanität als auch den Erholungswert der Grüngürtel um die Stadt.
Soweit mir bekannt ist, sieht die EG-Verordnung die Regionalisierung des Nahverkehrs nicht zwingend vor. Diese von Herrn Marten ebenso stark begrüßte Regionalisierung des bisher von der Bundesbahn getragenen Nahverkehrs (Bahnbus und schienengebundener Verkehr) dient allein der Verlagerung der finanziellen Lasten dieser Verkehrsdienstleistung aus dem Bundeshaushalt hin zu Lasten der Kommunalhaushalte.
Dieses konnte erst mit einer Grundgesetzänderung gelingen, durch die der Bund aus der Aufgabe, für gleiche Lebensverhältnisse zu sorgen, entlassen wird.
Herrn Marten sollte doch bekannt sein, wie stark die kommunalen Haushalte durch diese Politik der Lastenumverteilung der Bundesregierung seit 1983 belastet werden und wie sehr sich dadurch die Handlungsfähigkeit der Kommunen vermindert hat.
Bei bisher privatisierten Nahverkehrslinien wurden die Fahrpläne umgehend ausgedünnt, da die Kommunen oder privaten Unternehmen die notwendigen Subventionen des Nahverkehrs nicht allein leisten können!
Mit freundlichen Grüßen
Jens Niemann
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