Unistreik in Uganda: Gemeinsam für höhere Löhne

Auch andere staatliche Hochschulen haben sich dem Streik der Kampala-Uni angeschlossen. Sie fordern mehr Geld für Verwaltungsangestellte.

Viele Studentenstehen auf einem Gang zwischen einem Gebäude und einer schrägen Mauer

Normalerweise herrscht dichtes Gedränge auf dem Campus von Makerere Foto: Simone Schlindwein

KAMPALA taz | Wo diese Woche Studenten in den Vorlesungssälen oder Bibliotheken sitzen sollten, herrscht gähnende Leere. Der gewaltige Campus der größten und ältesten staatlichen Universität Ugandas, Makerere, auf einem Hügel der Hauptstadt Kampala ist verwaist.

Nur ein paar Dutzend Polizisten lümmeln auf der Wiese vor dem Hauptgebäude herum, im Schatten eines Mangobaums. Eine Dame in Uniform verteilt Strafzettel für die wenigen parkenden Autos, auf dem Tennisplatz üben Studenten Aufschläge.

Das Semester hätte vergangene Woche in Uganda starten sollen. Doch landesweit bleiben alle staatlichen Hochschulen geschlossen. Professoren, Verwaltungsangestellte, selbst die Putzfrauen und die Gärtner – sie alle streiken.

„Es geht um versprochene Gehaltserhöhungen“, sagt Ernest Okello Ogwang. „Wir verhandeln mit der Regierung.“ Der Professor ist vom Universitätschef ernannt worden, den Streit beizulegen.

„Wir sind alle solidarisch“

Ogwang erklärt konkret: Es gehe nicht um die Gehälter für das Lehrpersonal, diese seien vor drei Jahren von Präsident Yoweri Museveni persönlich erhöht worden, sondern um die Gehälter für die Verwaltungsangestellten: von der Sekretärin über die Bibliothekarin bis hin zur Putzfrau. „Doch wir sind alle solidarisch, deswegen ist die Uni geschlossen“, sagt Ogwang.

Der ältere Mann sitzt auf seinem Sofa in einer schmucken Villa – Baujahr 1935 – inmitten des weitläufigen Campus. Die 1922 von britischen Kolonialherren gegründete Universität Makerere galt schon immer als Aushängeschild Ugandas, im vergangenen Jahr belegte sie im Ranking der besten Hochschul­einrichtungen Afrikas Platz drei. Über 60.000 Studierende sind eingeschrieben, jeder zahlt umgerechnet über 400 Euro pro Semester Studiengebühr.

Als Irene Mukamwe am Montagmorgen aus ihrem Studentenwohnheim über den Campus zum Hauptgebäude geschlendert war, hatte sie sich so auf ihren ersten Tag an der Uni gefreut, erzählt sie. Die 19-Jährige ist eine der 2.000 Erstsemester, die diese Woche hätten anfangen sollen.

M. B. Biddemu, Studentenführer

„Wir zahlen hohe Gebühren, doch jetzt gibt es keine Vorlesungen“

Sie stammt aus Lira, einer Stadt im kargen Norden des Landes. Dass ihre Familie sie an Ugandas Prestige-Uni schicken kann, verdankt sie ihrem Onkel: Professor Ogwang.

Jetzt sitzt sie gelangweilt neben ihm auf der Couch. „Es ist bedauerlich für die Studenten“, sagt er und streicht seiner Nichte aufmunternd über den Rücken: „Wir werden den Disput mit der Regierung bald beilegen“, verspricht er.

Janet Museveni soll es richten

Zur selben Zeit stürmen ein paar Dutzend Studierende im Stadtzentrum die Türen des Bildungsministeriums. Sie verlangen Janet Museveni zu sprechen, die seit Mai amtierende Bildungsministerin und Ehefrau des Präsidenten Yoweri Museveni.

Der seit 30 Jahren amtierende Staatschef hatte sich bei seiner Wiederwahl im Februar auf die Fahnen geschrieben, in seiner nächsten Amtszeit den Bildungssektor zu reformieren – neben dem Transport- und Gesundheitssektor derjenige in Uganda mit der höchsten Korruption und dem größten Missmanagement. Seine Frau Janet soll das nun richten.

Doch gleich zu Beginn steht sie vor enormen Herausforderungen: Ihr Ehemann und Präsident hatte im vergangenen Jahr ausnahmslos allen Universitätsangestellten eine Lohnerhöhung versprochen, doch nur die Professoren wurden in diesem Haushaltsjahr berücksichtigt.

Den Studenten, die ihr Ministerium stürmten, versprach die First Lady am Montag, die Universitäten würden am Dienstag öffnen. Sie habe „einen Befehl“ gegeben, schreibt die ugandische Tageszeitung Daily Monitor.

Doch noch am selben Nachmittag erklärt Präsident Museveni in einer Rede, die Gelder seien in diesem Haushaltsjahr eben dem Neubau von Straßen zugeschanzt worden. Die Universitätsangestellten müssten sich noch ein Jahr gedulden. Professor Ogwang sagt dazu: „Versprochen ist versprochen – wir beharren darauf.“

Polizisten mit Schlagstöcken in Wartestellung

Trotz „Befehl“ der Ministerin bleiben alle fünf Staatsuniversitäten auch am Dienstag geschlossen. „Es herrscht tote Hose hier“, sagt Mwotta Bazil Biddemu, gewählter Präsident der Studentenvereinigung. Er sitzt in seinem kleinen Büro neben dem Verwaltungsgebäude.

Draußen stehen Polizisten mit Schlagstöcken und Schilden – immer wieder hat es in den vergangenen Monaten Proteste an der Uni gegeben, die Polizei ist auch heute gerüstet, diese sofort niederzuschlagen.

„Wir haben ein Recht auf Bildung“, sagt Biddemu und haut auf den Tisch. Erst zu Beginn des Jahres seien die Hochschulgebühren um 10 Prozent erhöht worden. „Wir haben alle gekämpft, diese hohen Gebühren zusammenzukratzen, und jetzt gibt es doch keine Vorlesungen“, klagt er.

Dass Präsident Museveni seine Frau zur Ministerin gekürt hat, um die Bildung auf Vordermann zu bekommen, „hat mir zuerst sehr viel Hoffnung gegeben“, so Biddemu: „Doch dass eine von Afrikas besten Unis geschlossen bleibt, ist kein guter Start für sie.“

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