: Unis sind keine Ware
■ Studiengebühren nur bei Mißbrauch
Der Hochschulzugang darf nicht von den finanziellen, sondern muß von den geistigen Fähigkeiten der Studierwilligen abhängen. Zudem sollte Geld nicht als Steuerungsmittel in einem Bereich eingesetzt werden, der sich der Chancengerechtigkeit verschrieben hat. Es geht an der Universität nicht um Angebot und Nachfrage. Die Universitäten und die in ihr erbrachten Leistungen haben keinen Preis, den man auf die Studierenden als Kunden abwälzen könnte. Universitäten dienen dem Gemeinwohl. Sie tragen zur wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung bei. Daher liegt die Verpflichtung für die Finanzierung der Universitäten beim Staat. Im übrigen bin ich der festen Überzeugung, daß Studiengebühren den Universitäten keinen Pfennig mehr einbringen werden. Die Länder sind schon oft genug im Umgang mit den Universitäten als faule und habgierige Schuldner aufgetreten. Wenn die Universitäten durch Studiengebühren Mehreinnahmen hätten, würden ihnen diese von den Ländern im Globalhaushalt mit Sicherheit wieder genommen. Ich befürchte zudem, daß den Universitäten die Erhebung von Studiengebühren zugestanden wird, um sie so ohne jeden finanziellen Vorteil mit ihren berechtigten Forderungen nach besserer Finanzausstattung ruhigzustellen.
Doch die Ablehnung von Studiengebühren heißt nicht, daß Studierende die Universität als Wartehalle benutzen dürfen. In diesem Fall ist es höchste Zeit, gegenzusteuern. Insofern sind wir für eine Mißbrauchsgebühr nach Überschreiten einer Fachstudiendauer von 15 und einer Gesamtstudiendauer von 20 Semestern. Eine Mißbrauchsgebühr von 5.000 Mark pro Semester könnte das Kostenbewußtsein für die Universitäten wecken. Hartmut Schiedermair
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