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Unipräsident Jürgen Lüthje zur Absage

taz: Was waren Ihre Gründe für die Absage?

Jürgen Lüthje: Diese Entscheidung ist mir ungemein schwer gefallen. Aber ich erhielt polizeiliche Informationen, nach denen eine Gruppe von etwa 600 Menschen mit allen Mitteln versuchen wollte, den Zugang zur Musikhalle zu blockieren. Nach Einschätzung der Polizei hätte diese Blockade nur mit härtesten Mitteln verhindert werden können. Zudem haben wir erfahren, daß Einladungsschreiben nachgedruckt worden waren. Wir mußten damit rechnen, daß die Gäste durch Eier- oder Farbbeutelwürfe in einer unwürdigen Form behandelt werden. Ich entschied deshalb, daß der Schaden eines Polizeieinsatzes größer sein würde, als der einer Absage.

Wen trifft die politische Schuld?

Bei der Einweihung der Bauskulptur konnte ich beobachten, daß die ganz große Mehrheit der Studenten mit den Entgleisungen nichts zu tun haben wollte. Ansatzpunkte der Proteste sind die Sparbeschlüsse des Senats, die auch nach meiner Überzeugung die Unversität überfordern und übermäßig belasten. Dadurch ist die Universität zur Zielscheibe und zum Opfer des Protestes geworden.

Wie soll es jetzt weitergehen?

Wir werden in Ruhe darüber nachdenken, ob die Auseinandersetzung mit dem Jubiläum in anderer Form noch Sinn hat. Als Gesamtbilanz möchte ich sagen, daß unser Konzept nicht gescheitert ist. Die Mehrzahl der Veranstaltungen hat in sehr guten Formen stattgefunden, und die Signale der Universität sind in der Öffentlichkeit verstanden worden. Es gab ja nicht nur Proteste, sondern das große Geschenk der Flügelbauten, das das Gesicht der Universität noch in 100 Jahren prägen wird – und das ist wichtiger als alle beklagenswerten Vorkommnisse.

Fragen: Kaija Kutter

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