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Union sortiert sich

Merkel-Gegner warnen vor Beliebigkeit, Merkel-Fans wollen modernere Umwelt- und Familienpolitik

BERLIN dpa ■ Die Forderung nach einem liberaleren Parteikurs als Konsequenz aus der Wahlniederlage hat die Union in zwei Lager gespalten. Während die eine Seite mit Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm vor dem „Verscheuern konservativen Tafelsilbers“ warnt, verlangte die andere Seite im Sinne von CDU-Chefin Angela Merkel eine Modernisierung der Partei. Merkel will unter anderem mit Themen wie Umwelt- und Familienpolitik liberale Wählerschichten in den Großstädten erreichen.

Neben Brandenburgs CDU-Landeschef Schönbohm positionierten sich die Ministerpräsidenten von Thüringen und Baden-Württemberg, Bernhard Vogel und Erwin Teufel, sowie der rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Christoph Böhr. Kritik kam am Sonntag auch von der Schwesterpartei CSU. Dagegen stärkten die Ministerpräsidenten des Saarlands, Sachsens und Sachsen-Anhalts, Peter Müller, Georg Milbradt und Wolfgang Böhmer, der CDU-Vorsitzenden den Rücken. Auch CDU-Vize Jürgen Rüttgers, Niedersachsens CDU-Chef Christian Wulff und Katherina Reiche, Ex-Kompetenzlerin von Edmund Stoiber (CSU), unterstützten Merkel.

Merkel selbst betonte in der Zeitschrift Super Illu, das Wahlergebnis der Union biete „keinen Anlass zu großen Grundsatzdiskussionen“. Sie sagte: „Unsere Strategie im Wahlkampf war richtig und alternativlos.“ Am Freitag hatte Merkel allerdings verlangt, die CDU müsse in ihrer Forderung nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf und nach der Wahlfreiheit junger Frauen zwischen Lebensentwürfen glaubwürdiger werden.

Thüringens Regierungschef Vogel sagte der Welt am Sonntag: „Ich kann nicht empfehlen, dass die Union von ihren Grundlinien abweicht und nach der Methode vorgeht: Wie hättet Ihr denn gerne, dass die Union ist?“ Als erstes CDU-Präsidiumsmitglied war am Samstag Schönbohm in der Strategiedebatte klar auf Distanz zu Merkel gegangen. „Wenn die CDU linksliberale Themen besetzt, werden sich konservative Wähler andere Vertreter suchen“, warnte er im Spiegel.

Eine Modernisierung verlangte hingegen CDU-Vize Rüttgers: „Auch das Konservative in der Union muss revitalisiert werden.“ Er schloss sich dem Saar-Landeschef Müller an, der eine kritische Bestandsaufnahme des Wahlergebnisses empfohlen hatte. Reiche sagte dem Tagesspiegel, Merkel habe „richtige Anstöße“ gegeben. Die Themen Umwelt und Familie seien wichtiger für die Menschen, als viele in der Union dies wahrhaben wollten.

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