Union Berlin vs. Paderborn: Der absolute Tiefpunkt
Keine Spur von Balance zwischen Defensive und Offensive: Union Berlin unterliegt gegen Paderborn 0:2 und kann sich auf den Abstiegskampf einstellen.
Sascha Lewandowski wirkte konsterniert, als er nach dem Spiel versuchte, die Ereignisse einzuordnen: „Das ist der absolute Tiefpunkt“, sagte der Union-Cheftrainer. „Auch für mich persönlich. Das habe ich so noch nicht erlebt. Das Spiel macht extrem nachdenklich.“
Es war nicht in erster Linie das Ergebnis, die 0:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn, das Anlass zur Sorge gab. Vielmehr war es die Art und Weise, wie Union sich präsentierte. In 90 Minuten gelangen den Eisernen gegen die wiedererstarkten Paderborner kaum gefährliche Aktionen vorm Tor. Zu den altbekannten Abwehrschwächen gesellte sich konstante Ideenlosigkeit im Angriff. Zu keiner Zeit gelang es, die Paderborner unter Neutrainer Stefan Effenberg in Gefahr zu bringen, der den zweiten Sieg im zweiten Spiel mit den Ostwestfalen einfuhr.
Dabei hatte man an der Alten Försterei nach dem 3:3 zuletzt gegen St. Pauli schon vorsichtig optimistisch in die Zukunft geblickt. Man wolle die Balance zwischen Defensive und Offensive finden, hatte Lewandowski angekündigt. Der Vorsatz allerdings hielt gerade einmal drei Minuten: Da traf Paderborn zum 0:1. Süleyman Koc schob den Ball nach einer schnellen Kombination durch die Mitte zum Führungstreffer ein. Die Eisernen hatten kaum begriffen, wie ihnen geschah, als drei Minuten später das 0:2 per Kopf durch Mahir Saglik folgte.
Dass es nicht zu einem Debakel kam, war vor allem der Tatsache zu verdanken, dass die Paderborner mit dem Zwischenstand recht zufrieden waren und sich danach im Wesentlichen auf Konter beschränkten.
Ballverluste und Fehlpässe
Nun haben zwei Tore in den ersten sechs Minuten ja eigentlich den entscheidenden Vorteil, dass 84 Minuten Zeit verbleiben, die Dinge geradezurücken. Dass dies nicht gelang, lag vor allem an Aussetzern im Mittelfeld. Immer wieder brachten unnötige Ballverluste und Fehlpässe Union aus dem Konzept; es fehlte an Impulsen durch Dennis Daube oder Kapitän Damir Kreilach.
Größte Baustelle jedoch blieb die linke Abwehrseite. Gegen die starken Koc und Moritz Stoppelkamp gerieten Michael Parensen und Roberto Puncec immer wieder ins Schwimmen. Bereits in der 29. Minute reagierte Lewandowski und wechselte Puncec gegen den schnellen Kenny Redondo aus. Der Wechsel sorgte für etwas mehr Stabilität, konnte aber nicht verhindern, dass vor allem der auf der linken Seite schalten und walten konnte, wie er wollte.
Wenn offensiv etwas von Union kam, waren es meist Einzelaktionen. Ein Sololauf von Bobby Wood (28.) brachte immerhin einen halbwegs gefährlichen Torschuss, wobei Wood allerdings den wesentlich besser positionierten Sören Brandy übersah.
Benjamin Kessel hatte in der Nachspielzeit die zweite nennenswerte Gelegenheit, scheiterte jedoch am Paderborner Schlussmann Kruse. Für 90 Minuten ein überschaubares Gefahrenpotenzial, das von den Köpenickern ausging.
Warum von den zuletzt immerhin vielversprechenden Ansätzen kaum mehr etwas zu sehen war, blieb auch Lewandowski ein Rätsel. „Bis zu diesem Spiel waren immer positive Entwicklungen zu sehen. Das hier war ein brutaler Rückschritt. Und das in einer Phase, in der ich dachte, die Dinge stabilisieren sich.“
Kein „Effe-Effekt“
Bei den Gästen aus Nordrhein-Westfalen herrschte indes Freude über den zweiten Sieg in Folge nach der spektakulären Verpflichtung von Stefan Effenberg. Der gab sich nach der Partie jedoch demütig und wollte die Leistung nicht auf den „Effe-Effekt“ reduziert sehen. „Die Qualität der Mannschaft war schon vorher da. Unsere Aufgabe war es vor allem, die Köpfe freizukriegen und die Spielfreude zurückzubringen.“
Das dürfte auch bei Union nun höchste Priorität haben, will man nicht endgültig im Tabellenkeller hängen bleiben. Aktuell steht man mit elf Punkten aus elf Spielen auf Platz 15. Kein Wunder, dass Coach Lewandowski erklärte: „Wir müssen uns jetzt sehr grundsätzliche Fragen stellen.“
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