Unicef schlägt Alarm: Klimawandel bedroht Kinderrechte
Laut Unicef leiden eine Milliarde Mädchen und Jungen weltweit unter der Erderhitzung. Das UN-Kinderhilfswerk fordert mehr Mitbestimmung der Kleinen.
„Die Auswirkungen des Klimawandels sind relativ gut erforscht“, sagt Unicef-Referentin Jenifer Stolz zur taz. „Was bislang gefehlt hat, ist der Blick auf die Kinder.“ Der Risiko-Index von Unicef sei der erste Klimabericht aus der Perspektive der jungen Generation.
Demnach leiden bereits heute 920 Millionen Kinder weltweit unter Wasserknappheit, 820 Millionen sind stark betroffen von Hitzewellen, 400 Millionen von Wirbelstürmen, 330 Millionen von Überschwemmungen an Flüssen und 240 Millionen von solchen in Küstenregionen.
Fast jedes Kind betroffen
Fast alle Kinder waren mindestens schon mal einem klimabedingten Risiko ausgesetzt. Insgesamt wertete Unicef aktuelle Daten aus 163 Ländern aus. Deutschland landete im weltweiten Vergleich auf Platz 142. Das bedeute nicht, dass Kinder in Deutschland überhaupt nicht betroffen seien, sagt Stolz. „Erst vor Kurzem haben wir gesehen, was es bedeutet, wenn in manchen Regionen Flüsse über die Ufer treten“.
Die rund eine Milliarde betroffener Kinder, deren Situation als „extrem stark gefährdet“ eingestuft wird, lebt in insgesamt 33 Ländern. Dazu gehören Mali, Nigeria, Somalia, Madagaskar und Afghanistan. Unicef betont, dass es sich dabei genau um die Länder handle, die mit am wenigsten zur globalen Erderwärmung beigetragen haben.
Für Jenifer Stolz ist klar, was aus dieser Erkenntnis folgen müsse. „Wir müssen dringend mehr dafür tun, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren“, sagt sie. Unicef fordert zudem, Kinder und Jugendliche müssten „in alle nationalen, regionalen und internationalen Klimaverhandlungen einbezogen werden“. Dies gelte auch für die UN-Klimakonferenz im November in Glasgow.
Recht auf Bildung bedroht
Kinder seien am stärksten betroffen, obwohl sie am wenigsten für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich seien, betont Stolz. Ihre Körper könnten weniger gut auf Gefahren wie Luftverschmutzung reagieren als die von Erwachsenen.
Nicht nur ihre Gesundheit sei gefährdet, sondern auch ihre Rechte. „Die Auswirkungen des Klimawandels hindern viele Kinder daran, zur Schule zu gehen, etwa wenn die Schulgebäude durch Überschwemmungen zerstört werden“, so Stolz. In dem Bericht heißt es, Benachteiligungen aufgrund von Umweltzerstörung könnten bei Kindern dazu führen, „dass sie ihr ganzes Leben keine Chancen haben“.
Herausgegeben wurde der Unicef-Report gemeinsam mit Fridays for Future. Anlass war der dritte Jahrestag des ersten Protests von Greta Thunberg, dem Start der weltweiten Klimastreikbewegung. Am Freitag demonstrierte sie erneut vor dem Parlament in Stockholm, unter anderem mit der Deutschen Luisa Neubauer. „Wir sind nicht nur Opfer, wir führen auch den Kampf gegen die Krise an“, sagte Thunberg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Vorschläge für bessere Schulen
Mehr Führerschein wagen