Unicef schlägt Alarm: Millionen Babys sterben frühzeitig
Weltweit sterben jährlich 2,6 Millionen Kinder, bevor sie den ersten Lebensmonat erreichen. Das Kinderhilfswerk der UN startet eine Kampagne dagegen.
Die schlechtesten Überlebenschancen haben Neugeborene in Pakistan, in der Zentralafrikanischen Republik und in Afghanistan. Auf den weiteren Plätzen folgen Somalia, Lesotho, Guinea-Bissau, Südsudan, die Elfenbeinküste, Mali und Tschad. Nach Schätzungen der Unicef starben 2016 in Pakistan pro 1.000 Lebendgeburten 45,6 Kinder im ersten Monat, im Tschad waren es 35,1.
Die besten Überlebenschancen für Neugeborene gibt es in Japan, in Island und in Singapur. Auf den weiteren Rängen folgen Finnland, Estland, Slowenien, Zypern, Weißrussland, Südkorea, Norwegen und Luxemburg. In Japan liegt die Sterblichkeitsrate bei weniger als einem Kind pro 1.000 Lebendgeburten, und bei allen Ländern der Spitzengruppe sind es weniger als zwei Kinder (von 1,0 in Island bis 1,5 in Luxemburg).
„Während es gelungen ist, die Kindersterblichkeit im letzten Vierteljahrhundert zu halbieren, haben wir bei der Senkung der Sterblichkeit von Neugeborenen leider nicht die gleichen Fortschritte gemacht“, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Wenn man bedenkt, dass die Mehrzahl dieser Fälle vermeidbar wäre, ist es ganz klar: Die Welt versagt beim Schutz der ärmsten Babys.“
Subsahara besonders betroffen
Wie dramatisch die Lage gerade in Afrika ist, zeigt der Bericht ebenfalls. Acht von zehn Ländern mit der höchsten Baby-Sterblichkeitsrate liegen im Afrika südlich der Sahara. Dort würden schwangere Frauen wegen Armut, Krieg und schwachen Institutionen gesundheitlich häufig schlechter betreut als in anderen Ländern. Wenn es allen Ländern gelingen würde, bis zum Jahr 2030 die Sterblichkeitsrate der Neugeborenen auf das durchschnittliche Niveau der Industrieländer zu senken, könnten 16 Millionen Leben gerettet werden, rechnet die Unicef vor.
Mehr als 80 Prozent der Todesfälle von Babys (innerhalb des ersten Lebensmonats) sind laut Bericht eine Folge von Frühgeburt, Komplikationen bei der Geburt oder Infektionen wie Lungenentzündung oder Sepsis. Diese Todesfälle könnten vermieden werden, wenn die Frauen bei der Geburt durch gut ausgebildete Hebammen betreut würden, wenn sauberes Wasser und Desinfektionsmittel zur Verfügung ständen, wenn Mütter stillen könnten und eine gute Ernährung gewährleistet wäre.
Unicef startet nun eine Kampagne unter dem Motto „Every Child Alive“, um die Überlebenschancen der Jüngsten zu erhöhen. Damit soll unter anderem die Gesundheitsversorgung und Ernährung in den ärmsten Ländern verbessert werden. Zudem geht es darum, Mädchen und Frauen zu stärken, damit sie eine gute Gesundheitsversorgung einfordern und letztlich auch erhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?