Unicef-Bericht zu Kindern in Krisen: Jedes zehnte Kind wächst im Krieg auf
Gewalt, Unsicherheit und Hass prägen Millionen Kinder. Die schwersten Misshandlungen drohen ihnen in Syrien, im Südsudan und im Irak.
Jedes zehnte Kind auf der Welt lebt demnach in einem Land oder einer Region, die von bewaffneten Konflikten geprägt ist. Mehr als sechs Millionen Kinder unter fünf Jahren stürben jedes Jahr an Hunger und größtenteils vermeidbaren Krankheiten.
Der Programmdirektor von Unicef in New York, Ted Chaiban, geht davon aus, dass die schlechte Lage in den Krisen- und Kriegsgebieten für die Kinder anhalten oder sich sogar verschlechtern wird. „Wir erleben weltweit eine der schlimmsten Phasen von Konflikten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges“, sagte Chaiban. Man müsse langfristige Perspektiven für die Kinder schaffen.
Laut Unicef ist die Not in Syrien, im Irak, im Südsudan, im Jemen oder in der Zentralafrikanischen Republik besonders groß. Allein in diesen fünf Staaten seien rund 21 Millionen Kinder von Krieg und Gewalt betroffen. Das Ausmaß der Gewalt gegen Zivilisten sei besonders dramatisch, da Terrorgruppen wie der „Islamische Staat“ (IS) oder auch Boko Haram in Nigeria bewusst die Prinzipien des humanitären Völkerrechts missachteten.
Kinder werden Zielscheibe der Gewalt
Mädchen und Jungen würden oftmals direkt zur Zielscheibe von Gewalt. Dazu gehörten auch gezielte Entführungen oder die sexuelle Versklavung von Kindern und Jugendlichen. In zahlreichen Konflikten unter anderem in Nigeria würden Kinder als Selbstmordattentäter missbraucht.
Unicef zufolge brauchen weltweit über 62 Millionen Kinder in Krisengebieten dringend Nahrung, sauberes Wasser und medizinische Hilfe, aber auch Schutz vor Ausbeutung und Gewalt. Dazu werden rund 2,7 Milliarden Euro benötigt.
Der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Jürgen Heraeus, mahnte an, dass es offenbar einfacher sei für Naturkatastrophen Spenden zu bekommen, als für Kinder in Kriegsgebieten.
„Wenn es uns nicht gelingt, dieser Generation Bildung und Hoffnung auf eine Zukunft zu geben, dann werden sie abdriften“, sagte Heraeus. Dass der IS Kinder und Jugendliche erfolgreich rekrutiere sei nur ein Beispiel hierfür.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn