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Ungültige Tickets im Berliner NahverkehrFälscher verunsichern Fahrgäste

Derzeit sind verstärkt gefälschte BVG-Fahrscheine im Umlauf. Ein Grund ist offenbar die Entschädigungsaktion der S-Bahn. Verkehrsunternehmen reagieren gelassen

Gültige Tickets gibt es auf jeden Fall beim Busfahrer Bild: ap

Die Tageskarte hätte stutzig machen müssen - aber wer hört in der morgendlichen Eile schon auf seine Gedanken, zumal wenn gerade die U-Bahn einfährt? Lieber schnell das Ticket dem jungen Mann abgekauft, auch wenn es mehr als seltsam erscheint, dass jemand diese Tageskarte von 5:12 Uhr, anscheinend in einem Bus am Spandauer Damm in Charlottenburg gekauft, schon um 9 Uhr an der U-Bahnstation Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg wieder abgegeben haben soll.

An vielen U-Bahn-Stationen zwischen Spandau, Kreuzberg und Pankow sind solche Fahrscheine im Angebot. Für drei, vier Euro werden sie ganz offen von Privatpersonen verkauft, der BVG-Automat würde dafür knapp den doppelten Preis nehmen. Doch kommt man mit dem Ticket in eine Fahrscheinkontrolle, schlägt die Tageskarte noch mal mit 40 Euro zu Buche. Denn der Kontrolleur enttarnt den falschen Fahrschein sofort: Das Papier zwischen den Fingern fühle sich anders an, sagt er, und statt "BT" stehe da nur "B" für Tageskarte.

Immer wieder gebe es solche Wellen an Fälscherware, berichtet Karola Lambeck vom Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDU). Derzeit ist wieder Hochsaison für Tickettrickser. Auch dank des S-Bahn-Chaos: Vor wenigen Tagen wollte sich ein 24-Jähriger die von der S-Bahn in Aussicht gestellte Entschädigung in Höhe von 15 Euro für zwei Monatskarten für Dezember im Reisezentrum in Spandau abholen. Die Bahnmitarbeiterin entdeckte die Fälschung und übergab den Fall der Polizei.

Den Beamten erzählte der junge Mann, dass er neben den beiden Dezembertickets auch zwei Karten für November von "einem Bekannten" gekauft habe. Daraufhin durchsuchte die Bundespolizei die Wohnung des 30-jährigen polizeibekannten Fälschers in der Spandauer Herrstraße. Sie fanden 59 vermeintliche BVG-Monatstickets und 13 Blankoetiketten, die offenbar aus einem geknackten Automaten stammen. Auf einem sichergestellten Laptop waren weitere Fälschungen in Arbeit. Gegen den 30-Jährigen aus Spandau läuft nun ein Ermittlungsverfahren wegen Urkundenfälschung, der 24-Jährige muss sich wegen des Verdachts der Hehlerei verantworten. Einen Zusammenhang mit den falschen Busfahrscheinen konnte Polizei-Sprecher Meik Gauer allerdings nicht bestätigen.

Wer einen solchen Fahrschein kauft und damit erwischt wird, bekommt Post vom Polizeipräsidenten. Betrug, so lautet der Vorwurf, der sich allerdings in den meisten Fällen auch ohne Anwalt per Antwortbrief entkräften lässt. Trotzdem warnt BVG-Sprecher Klaus Wazlak: Wer mit einem gefälschten Fahrschein erwischt werde, "kriegt ne Strafanzeige".

Und die Chancen, bei einer Kontrolle mit einem falschen Ticket durchzukommen, ist gering: "In der Regel wird ein gefälschter Fahrschein erkannt", sagt VDU-Sprecherin Lambeck. Auch Wazlak von der BVG erklärt: "Unsere Mitarbeiter entlarven selbst gute Fälschungen." Dafür werde das Personal extra von zwei Spezialisten geschult. "Wir versuchen mit der Druck- und Computertechnik Schritt zu halten."

Von einem jüngsten dramatischem Anstieg an Fälschungen will die BVG allerdings nichts wissen. "Das ist längst nicht so wie kurz nach dem Mauerfall, als Fälschungen aus den Ostblock-Werkstätten uns überschwemmten." In 70 Prozent der Fälle seien da auch keine professionellen Fälscher am Werk. Die derzeitige Welle sei eine ganz normale Entwicklung. "Wir müssen damit leben." Allerdings liegen Wazlak dazu keine aktuellen Zahlen vor. Eine taz-interne Blitzumfrage kam jedoch allein in den letzten zwei Wochen auf drei geschädigte Mitarbeiter.

Etwas anderes mache der BVG allerdings viel mehr Sorgen, sagt Wazlak: So floriere der Handel mit gebrauchten Tickets leider nach wie vor - obwohl es selbstverständlich strafbar sei, solche Tickets zu erwerben oder zu nutzen. Wie hoch die Einbußen der BVG dadurch sind, dazu gibt es allerdings auch keine Zahlen.

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2 Kommentare

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  • M
    Marek

    Ich finde es schlimm, dass im letzten Absatz diejenigen, die gebrauchte Tickets weiterverkaufen, die noch gültig sind, mit denen der Käufer nicht erwischt wird, dass diese Personen hier als schlimmer hingestellt werden als die Fälscher, die denjenigen, der ihnen 3 Euro gibt ganz bewusst ins Messer laufen lassen mit ihrer Fälschung.

  • M
    Manfred

    Also der letzte Absatz ist ja wirklich der absolute Höhepunkt, möchte die taz nun tatsächlich Mitleid mit der armen BVG wecken, weil Menschen sich deren total überteuerten Tickets teilen?

    Ist es nicht gerechtfertigt die astronomische Preispolitik der BVG aktiv zu kritisieren und zu umgehen? Und wenn sich eine finanziell schwache Person mit dem Verkauf von gebrauchten Tagesskarten etwas dazu verdient, dann unterstütze ich das natürlich.