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Ungewollt versteckt

Vor dem Verstehen kommt das Kennenlernen: St. Georgs Moscheen öffneten sich. Rundgang durch eine versteckte Welt  ■ Von Sandra Wilsdorf

In einer Seitenstraße vom Steindamm geht es zwischen zwei Häusern auf einen Parkplatz, an dessen Rand sich Junkies Spritzen setzen und ein Geschäft Möbel aus Konkursmasse verkauft. Zwischen zwei Autos führen einige Stufen in die Tiefe. Nur ein kleines Schild weist darauf hin, dass sich in dem Keller die Afrikanische Moschee befindet. Am Eingang stehen Regale für die Schuhe. Auf grünem Filzteppich liegen kleine Gebetsteppiche, von Neonlicht beleuchtet hängen an der weißen Mauer Uhren mit den fünf Gebetszeiten, hinter einem Vorhang befindet sich die Toilette, in der sich die Gläubigen vor dem Gebet waschen.

Dass sie sich den Weg vorbei an Dealern und Junkies bahnen müssen, ist für viele von ihnen ein Prob-lem. „Wir haben alles getan, um sie von dem Hof zu vertreiben, denn der Islam verbietet jede Art von Drogen“, sagt Abdul Razak Yunusah von der African Muslims Association. Die meisten der etwa 300 Gemeindemitglieder wünschen sich einen anderen Raum. „Aber seit den Anschlägen in den USA ist das noch schwieriger geworden“, sagt Yunusah. Niemand will mehr an Muslime vermieten.

Denn noch lange ist nicht wahr, was Muslime möchten: „Am Tag der der deutschen Einheit wünschen wir Muslime uns, Bestandteil dieser Einheit zu sein“, sagt Mustafa Yoldas, stellvertretender Vorsitzender der Schura, die in Hamburg 48 muslimische Vereine und Gemeinden vertritt. Gestern waren sie offene Häuser, aber hätte die Schura nicht zu einem Moschee-Rundgang durch St. Georg eingeladen, man hätte die meisten von ihnen nicht gefunden.

Die Muhadjirien-Moschee beispielsweise liegt in der Kirchenallee zwischen Hotel und Telefonladen am Ende eines langen Ganges. Ihr Vorsitzender Addel Dahuk spricht von der Jugendarbeit, die sie hier anbieten, von der Hausaufgabenhilfe und von den Spannungen in dieser „Unzeit“, wie Yoldas die Tage seit den Anschlägen in den USA nennt. Hirnlose gäbe es überall, „auch in Irland, Spanien und auf Korsika, deshalb sage ich trotzdem nicht, die Christen seien Terroristen“, sagt er. Es sei noch wichtiger als sonst, den Dialog zu suchen, einander zu verstehen.

Doch davor kommt das Kennenlernen dieser eigenen Welt. Beispielsweise in dem Haus am Kleinen Pulverteich, das das Islamisch-Albanische Kulturzentrum, eine arabische und eine pakistanische Moschee beherbergt. „In unseren Heimatländern wären drei Moscheen in einem Haus lächerlich, aber hier hat jeder seine Sprache“, sagt Zulhajrat Fejzullahi, Imam des Islamisch Albanischen Kulturzentrums. Im Keller des Hauses lebt eine Stadt in der Stadt: Männer sitzen in einem Café zusammen, essen Hühnchen oder Kuchen. Es gibt einen Friseur, eine Schneiderei, ein Lebensmittelgeschäft und ein Reisebüro, das mit Billigflügen nach Tirane, Prishtine und Shkup lockt.

Hamburgs größte Moschee jedoch, die Zentrums-Moschee, will nicht übersehen werden: Deshalb prangt an ihrer Außenwand das Gemälde einer riesigen, prachtvollen Moschee. Eine, wie sie sich die 130.000 Muslime in Hamburg eigentlich wünschen. Denn die einzige Moschee, die auch als solche gebaut wurde, ist die an der Außenals-ter. Ihre Leitung ist allerdings schiitisch, und viele der Suniten, die 80 Prozent der Muslime ausmachen, fühlen sie sich hier nicht heimisch. Also haben sie sich eigene Moscheen eingerichtet, Provisorien in Wohnhäusern, ehemaligen Fabriken, Kellern. In einer Welt, die niemand findet, der nicht zu ihr gehört, und doch ungewollt versteckt: „Wir möchten nicht mehr nebeneinander leben, sondern miteinander“, wünscht sich Addel Dahuk.

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