Unerträglicher Habitus der Bürgerlichkeit : Nicht so werden wie alle anderen
Katrin Gottschalk im Gespräch mit der Autorin Sophie Passmann über ihr neues Buch, übers Erwachsenwerden und literarischen Selbsthass.
„Wenn man siebenundzwanzig ist, wollen einem erwachsene Menschen brachial vermitteln, dass man gerade die Zeit seines Lebens haben sollte, aber die meiste Zeit meines Lebens verbringe ich damit, nicht zu wissen, was ich auf Netflix gucken soll.“
Nach ihrem vieldiskutierten Bestseller „Alte, weiße Männer“entlarvt Sophie Passmann in ihrem neuen Werk den unerträglichen Habitus einer Bürgerlichkeit, durch die sie selbst geprägt wurde.
Bloß nicht so werden, wie alle anderen um sich herum. Bloß nicht so werden, wie man schon längst ist. Bloß schnell erwachsen werden, um in die transzendentale Form des Verklärens eintauchen zu dürfen, die Jugend als „die beste Zeit des Lebens“ zu feiern.
Literarischer Selbsthass
Sophie Passmann teilt aus gegen alle, am verheerendsten aber gegen sich selbst und ihresgleichen. Zornig und böse, sanft und lustig zugleich zieht sie uns mit rein ins tiefe Tal der bürgerlichen Langeweile im westdeutschen Mittelstand. Sie geht vehement vor gegen die hedonistische Haltung einer wohlgemerkt nicht homogenen Generation, die ihr selbst nur allzu bekannt ist.
Dies ist kein Memoir, kein Roman, keine Biographie, es ist literarischer Selbsthass. Das ist vielleicht anmaßend, genau das will Sophie Passmann: sich anmaßen, das zu tun, was sie tun möchte.
Komplett Gänsehaut – ein taz Talk im Rahmen von „Leipzig liest extra“ mit:
Sophie Passmann, 1994 geboren, ist Satirikerin, Autorin und Moderatorin. Ihr Buch „Alte weiße Männer“ stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, sie schreibt eine monatliche Kolumne im ZEIT Magazin und war Ensemble-Mitglied beim Neo Magazin Royale. Sie twittert mehrmals täglich, ohne, dass sie jemand darum bittet. Ihr Buch „Komplett Gänsehaut“ ist im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen.
Moderation: Katrin Gottschalk, seit April 2016 stellvertretende Chefredakteurin der taz. Vorher Chefredakteurin des Missy Magazine. Aufgewachsen in Dresden. Schreibt über Kultur, Feminismus und Ostdeutschland. In der Chefredaktion verantwortlich für die digitalen Projekte der taz.
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taz Talk meets Leipzig liest extra: Sophie Passmann über ihr neues Buch
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