"Unerhört"-Protokolle: "Mein Kopftuch im Unterricht tragen"
Lehramtstudentin Fünsun Demir würde das Kopftuchverbot gern aufheben. Welche Integrationspolitik sie im Gegensatz zu Schäuble machen würde und welche Gesundheitspolitik sie sich wünscht.
Mein Vater kam mit zwölf Jahren aus der Türkei nach Deutschland. Ich bin also jetzt die dritte Generation, die hier lebt. Wir haben zu Hause mit meinem Vater Deutsch gesprochen und mit meiner Mutter Türkisch.
Ich hatte es leicht. Nicht so wie andere. Ich hab auch mal Jura studiert, aber das hat mich kaputtgemacht, das Studium.
Wenn ich etwas in der Politik zu sagen hätte, würde ich eine Menge angehen: eine migrantenfreundlichere Integrationspolitik, im Gegensatz zur Politik von Schäuble.
Und ich würde zuerst das Kopftuchverbot aufheben. Die Berufung nur auf das Neutralitätsprinzip genügt für mich nicht. Das Kopftuchverbot ist ein Eingriff ins Grundrecht, deswegen sollte man das Verbot aufheben und eine bessere Lösung finden für zukünftige Lehrerinnen oder Erzieherinnen.
Ich studiere jetzt Deutsch, Politik und Geschichte auf Lehramt, und ich würde mein Kopftuch gern auch weiter im Unterricht tragen. Auch innerhalb der Migranten gibt es da aber unterschiedliche Meinungen. Man muss da irgendwie einen Kompromiss finden. Als ich ein Lehrerpraktikum an der Hauptschule gemacht hab, hab ich mit der Schulleitung gesprochen und hab das Kopftuch behalten dürfen.
Ansonsten wünsche ich mir umweltfreundlichere Autos und die Verbesserung der Krankenversicherung in Deutschland. Ich hab mal Probleme mit meinem Rücken gehabt und musste da ständig diese Zuzahlungen leisten, obwohl ich krankenversichert bin und Studentin. Das war schon blöd. Ich hab mir vorgestellt, wenn ich älter bin und nur Rente bekomme, dann wird das schon ziemlich Probleme geben mit den Zuzahlungen für die Medikamente und für die Krankengymnastik.
Auch die bundesweiten Studiengebühren von etwa 604 Euro finde ich unverhältnismäßig hoch für eine Familie mit mehreren Kindern, die studieren wollen.
Außerdem denke ich, dass der Missbrauch bei den Hartz-IV-Empfängern sehr groß ist. Ich finde, dass man die besser kontrollieren sollte. Indem man halt irgendwelche ehrenamtlichen Sachbearbeiter da direkt hinschickt. Aber ich kenn das Problem eher aus dem Fernsehen. Die Leute, die ich kenne, arbeiten alle - ein Glück!
PROTOKOLL: KIRSTEN KÜPPERS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!