Unerhört 14 – Detlef Franz: "Enorme Veränderungs-Resistenz"
Für das Geld, das die staatlichen Schulen zur Verfügung haben, kann man sie nicht reformieren, urteilt der Berliner Lehrer Detlef Franz. Er zog die Konsequenz und wechselte an eine Privatschule.
Acht Jahre hat er an einem Berliner Gymnasium gearbeitet. Der Berliner Lehrer Detlef Franz erlebte einen "Hamsterradbetrieb": "Man ackert, ackert" – und reflektiere gar nicht mehr "ist das wirklich noch sinnvoll".
"Die Schüler sind innerhalb von sechs Wochen in der Lage, sich um 180° zu drehen." Die Lehrer und die Umstände, unter denen sie arbeiteten, seien das Problem. Nach acht Jahren als Sport-, Musik- und Kunstlehrer an einem staatlichen Gymnasium wechselte er zu der privaten Evangelischen Schule Berlin-Zentrum.
"Wenn ich mir vorstelle, mit welchen Dinge ich vorher operiert habe, ist jeder Tag [an der Privatschule] ein Sonnentag." Frontalunterricht ist in seiner neuen Schule ebenso abgeschafft wie die Unterteilung von Schülern in Alters- und Leistungsklassen. "Die Frage nach dem, was wir da machen, uneingeschränkt mit 'absolut sinnvoll' beantworten zu können, ist total entspannend."
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Man könne noch so viele Beamer und Computer in den Schulen anschaffen, solange man nicht die Lehrer einstelle, die die neuen Erkenntnisse von den Universitäten umsetzen könnten, sei das egal.
Schon seit 20 Jahren hätten die staatlichen Gymnasien rechtlich die Möglichkeit, den Frontalunterricht aufzubrechen. Es fehlten aber letztlich die Ressourcen dazu. "Man muss sich davon verabschieden, dass diese Sache kostenneutral passiert."
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