Unentschieden bei Bayern und Bayer: Süle hängt sich noch rein
Beim Unentschieden gegen Bayer zeigt Niklas Süle großes Engagement. Bayern-Bosse hatten das zuletzt infrage gestellt, weil er nach Dortmund wechselt.
Niklas Süle musste geahnt haben, was auf ihn zukommen würde. Nicht, als er noch auf dem Platz stand, da verschwendet der Verteidiger des FC Bayern München keinen großen Gedanken an das Danach. Als er aber vor die Mikrofone gebeten wurde, durfte ihm klar gewesen sein, dass es nicht nur um das gerade zu Ende gegangene Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen gehen würde, um dieses 1:1 am Samstag in der Münchner Arena. Dort hat er zunächst einmal die Leistung des FC Bayern sehr pointiert analysiert. Er sprach von „einer der besten 30 Minuten, die wir in dieser Saison haben“, davon, dass die Mannschaft nach dem „unglücklichen Ausgleich ein bisschen zusammengefallen“ sei und man da „ein bisschen Unsicherheit“ gesehen habe.
Da gab es nicht mehr viel hinzuzufügen, auch nicht von Trainer Julian Nagelsmann, der in diesen Zeiten anmahnte, auch mit Blick auf das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen RB Salzburg am Dienstag, „nicht alles schwarz zu sehen“, weil „es im Moment sehr viele Dinge gibt, die dunkler sind als die schönste Nebensache der Welt“.
Der Nationalspieler Süle hatte sich rar gemacht in den vergangenen Wochen. Es wurde wegen seines Wechsels am Saisonende zu Ligakonkurrent Borussia Dortmund zwar viel über ihn geredet, aber er selbst schwieg. Dabei hatte er früher zu den wenigen Profis gehört, die Medien-Coaches Schweiß auf die Stirn trieben, weil er das Herz gern auf der Zunge trug. Nun, am Samstag, kam er nicht ganz umhin, sich zu stellen.
Denn er war einer der Spieler des Spiels – im positiven Sinne, weil er die Münchner mit seinem Treffer in Führung gebracht hatte. Der andere Spieler des Spiels war Thomas Müller, nicht wegen seiner Leistung, die war ganz ordentlich, sondern weil er das erste Eigentor seiner Karriere erzielte und damit eben der Partie, die zuvor der FC Bayern dominiert hatte, jene Wende gab, die Süle später treffend analysieren sollte.
Aber da der Nationalspieler schon einmal vor den Mikrofonen stand, sollte er doch bitte schön noch etwas zu seinem bevorstehenden Abschied sagen. Er wolle „keine Unruhe reinbringen“, antwortete Süle. „Der Tag wird kommen, an dem ich mich äußern werde“, doch bis dahin werde er für den FC Bayern „alles geben“. Auf dem Platz, nicht in Interviews.
Ein Fanliebling seit fünf Jahren
„Ich habe von meinen Eltern Dankbarkeit vermittelt bekommen, weil es nicht selbstverständlich ist, dass ich hier spiele, nach Dortmund wechsle und die Zuschauer meinen Namen rufen, wenn ich eine Grätsche mache, und nicht pfeifen. Tatsächlich haben die Fans ein feines Gespür gezeigt. Die Fans haben Süle bei gelungenen Aktionen gefeiert, während es für die eine oder andere uninspirierte Aktion der Mannschaft am Ende sogar ein paar Pfiffe gab. „Daran sieht man, dass ich in den fünf Jahren hier alles gegeben habe“, sagte Süle.
Und in den vergangenen Monaten ist er auch das, was ihm ein paar der Verantwortlichen – besser gesagt: ehemaligen Verantwortlichen – des FC Bayern wie Karl-Heinz Rummenigge abgesprochen hatten: ein zuverlässiger Verteidiger, der zuverlässigste jedenfalls in der manchmal wackeligen Defensive. Das ist er nicht erst seit ein paar Wochen, er war es schon vor seinem angekündigten Abschied.
Womöglich fällt es gerade noch mehr auf, weil Süle nun besonders unter Beobachtung steht, ob er tatsächlich noch alles für die Bayern gibt oder sich gedanklich schon mit Dortmund befasst. Nagelsmann hatte da von Anfang keine Sorgen, attestierte dem Verteidiger eine sehr professionelle Einstellung. Auch aufgrund der sehr wechselhaften Leistungen von Dayot Upamecano setzt der Bayern-Trainer zuletzt stets auf Süle als Abwehrchef. „Wenn ein Spieler Lust hat und weiter alles tut, damit sein aktueller Arbeitgeber erfolgreich ist“, sei es für ihn überhaupt keine Überlegung, ihn nicht weiter einzusetzen, sagte Nagelsmann. Bei Süle hat er keine Zweifel. „Ich werde bis zum letzten Tag alles geben für diesen Klub“, versprach der. Und das zeigt er im Moment jede Woche.
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