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Unendlicher Panzerzug in den USAEin Zug lehrt das Gruseln

Ein Video zeigt einen Transportzug mit zahllosen Panzern. Für Filmer und Betrachter scheint die Lage klar: die USA bereiten sich erneut auf einen Krieg vor. Mitnichten!

Rüsten die USA für einen neuen Krieg? Die Maschinerie scheint in Gang gesetzt zu sein. Bild: Imago/blickwinkel

Als "Trainspotter" bezeichnet man im Englischen Enthusiasten, die schon mal weite Wege auf sich nehmen, um einen Zug aus der Nähe zu sehen. So exotisch die Eisenbahnfans anmuten, beim Schauen eines neuen Netz-Hits wünscht man sich sehnlichst: "Wären nur mehr kundige Schienen-Nerds unter uns!"

Der Clip zeigt einen Bahnübergang in den Vereinigten Staaten. Autos halten vor diesem. Die Schranken sind geschlossen. An einem Andreaskreuz blinken eifrig die Warnlichter. Der eigentliche Star des Videos ist ein absurd langer Zug, welcher mit unzähligen Panzern beladen, minutenlang durch das Bild rauscht.

Der Amateurfilmer fixiert seine Kamera auf die imposante Militärfracht. Er wirkt wie vom Zug hypnothisiert. Nur ein kurzer Dialog mit einer nicht ersichtlichen Person unterbricht sein Schweigen:

"Are we going to war?", fragt der Filmer mit Ehrfurcht in der Stimme.

"It looks like it. Doesn't it?!", erwidert der Kumpane.

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Zugegeben, auch die taz weiss nicht, was es mit dem Zug auf sich hat. Dass dieser ein Omen für einen neuen Krieg sein soll, scheint dennoch weder klar noch plausibel. Denn man kann den USA ja einiges unterstellen, wie: die Mondlandung wurde in den Universal Studios gedreht! Die Regierung wusste vorab von 9/11 und Pearl Habour! Außerdem: Elvis lebt! und schlürft mit Kennedy auf Kuba Mojiots. So vieles, genial verschlagenes kann man den USA unterstellen, aber doch weiß Gott nicht, dass die größte Militärmacht der Erde, die Nation der Stealth Bomber, der Navy Seals und der CIA nun auf einmal so inkompetent geworden sein soll, um am helllichten Tage einen Krieg vorzubereiten – transparent für jedermann.

Militär-Grün statt Irak-Khaki?

Aber einmal gesetzt Barack Obama und Hillary Clinton bereiten wirklich gerade das nächste große Ding vor. Müsste man ihnen dann wenigstens nicht die Restintelligenz unterstellen, ihre Panzer für den Iran nicht wie im Video zu sehen in Militär-Grün, sondern wie bisher – äußerst praktisch! - in Irak-Khaki geordert zu haben?

Mögen die Kriegstheorien des Filmers an den Haaren herbeigezogen sein, der Hit im Netz lebt von einer latenten Angst um Krieg, die echt ist. Anders ist zumindest nicht zu erklären, warum in den vergangenen Jahren immer wieder Clips mit Militärzügen im Netz erschienen, die aber allesamt nicht geklickt wurden. Menschen mögen eben, so scheint es, bei freundlicheren politischen Wetterlagen einen zu opulent ausgestatteten Militärzug nicht gleich als Zeichen für das Schlimmste deuten.

Letztlich sind es unsere Imagination vom möglichen Krieg und diese Geschichte vom einfachen Mann, der zufällig an einem Bahnübergang im Nirgendwo als erster vom nahen Unheil Wind bekommt, die diesem Clip das gewisse Etwas verleihen. Die Situation ist es, die einem klackenden Transportzug urplötzlich einen gruseligen Charme verleiht und ihn so für ein größeres Publikum interessant werden lässt. Ein Hollywood-Film zum Thema könnte nicht besser einsteigen als mit den imposanten, unvergleichlich realistisch anmutenden Aufnahmen des Amateurs aus Amerika.

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29 Kommentare

 / 
  • A
    Add

    @Nice, Icke und Azrep: Fakt ist, dass die Panzer für einen Einsatz im Iran falsch getarnt wären. Die gegenwärtige Tarnung der Panzer fällt als ein Indiz für Kriegsvorbereitungen weg.

     

    @MeinName: Der Kommentar ist im Netz-Ressort veröffentlicht. Das Ressort beschäftigt sich auch mit "viralen Clips". Dass diese im Regelfall nicht zu den "hard news" zu zählen sind, liegt auf der Hand.

     

    Der Artikel "entkräftigt" die Kriegsthese des Amateur-Filmers und stärkt sie nicht, wie du schreibst.

     

    Dennoch ist es ein interessantes Phänomen, dass zahlreiche Betrachter des Filmes im Netz ihn aber als Indiz für Kriegsvorbereitungen sehen, obwohl der Clip für diese Interpretation keinerlei stützende "Information" bereithält.

    Alles was der Film zeigt sind viele Panzer auf einem Zug, das war's.

  • M
    MeinName

    Was kommt als nächstes? Ein taz-Artikel über Chemtrails oder schwarze Hubschrauber als Indizien der NWO?

    Es ist zwar begrüßenswert, dass sich die taz (im Gegensatz zu vielen anderen Medien) auch näher mit dem Netz beschäftigt aber ein solcher (völlig inhaltsleerer) Artikel über ein Netz-Video ist wirklich nur noch infokrieg-Niveau.

  • N
    nice

    nur weil die bradleys noch den grünen camouflage haben, heißt das jetzt sie fahren nicht in irgendein depot und werden umlackiert? sierra army depot in herlong??

  • TS
    Thomas Sch.

    In Amerika ist einfach alles größer. Vier riesige Lokomotiven hintereinander und bald siebzig Anhänger á zwei Panzer à ca. 50 Tonnen dürften so um die 7000 Tonnen Gewicht auf die Waage bringen. In Europa gibt es das nicht. Bei meinem ersten Besuch in den USA staunte ich über monströse Kühlschränke, Whiskeyflaschen, die über 4 Liter Inhalt aufwiesen und Campingplätze, die derart riesig waren, daß die Leute mit dem Auto zum Klo fuhren (wirklich wahr !). Warum soll denn da ein Güterzug eine Ausnahme machen ? Übrigens: Daß Griechenland zur Zeit über den Ankauf von ca. 400 Panzern verhandeln soll, las ich auch irgendwo. Weiß jemand was genaueres ?

  • G
    godzilla

    juhu, panzer grillen!

  • V
    VRIL

    völlig falsch - die fahren nach Berlin um die örtliche "antifa" beim Kampf gegen den islamistischen Terror zu unterstützen .

  • KB
    Karin Bryant

    Ich bekam das Gruseln bei meiner letzten Fahrt mit der Bundesbahn auf der Strecke von Bremen nach Nordenham ,über Hude in Niedersachsen denn was einem da geboten wird von den Mitreisenden geht auf keine Kuhhaut.

  • I
    Icke

    Die Lösung liegt so na:

     

    Die fahrn zum Lackierer

  • B
    Bradley

    Bei den Panzern handelt es sich um den M2 Bradley IFV.

    Der auch im Irak und Afgh. eingesetzt wurde/wird.

    Beim dem Zug handelt es sich entweder um eine Standort-Verlagerung oder eine großangelegte Verlegung auf einen Truppenübungsplatz.

    Letzteres erklärt auch die Tankfahrzeuge auf dem Zug.

    Oder,die Fahrzeuge werden zur Umtarnung zwecks Änderung des Einsatzgebietes transportiert.;-)

  • N
    Nobody

    Gähn, gleicher Zug, mit Zugnummer + Zugziel: http://www.youtube.com/watch?v=CzCGBYcCta0

     

    Da ging es also hin: http://www.sierra.army.mil/Public/

     

    Also wohl eher einmotten - die Dinger sehen nicht so aus, als würden sie der aktuellsten Kampfwertsteigerung entsprechen und ob man die noch mal modernisiert dürfte ziemlich fraglich sein.

  • A
    Add

    @Klaus: Es handelt sich um einen Panzer! Sehr wahrscheinlich um den Schützen- bzw. Spähpanzer m2/m3 Bradley. Wenn ein Fahrzeug so stark gepanzert ist, wie jene auf den Bildern, dann handelt es sich um Panzer. Es bedarf keines Geschützturmes. In diesem Falle würden wir von einen "Kampf"-Panzer sprechen.

     

    @Timetunnel: Der Kommentar zum Video widerspricht der "reißerischen" Assoziation vieler, weshalb ist er dann selbst reißerisch?

     

    @Timetunnel: Genau! Die gezeigten Panzer, und darum geht es, können aus vielfältigen Gründen transportiert werden und müssen nicht unbedingt für den Krieg bestimmt sein, auch wenn dies nicht ausgeschlossen werden kann.

     

    Es kann sich um ein Transport für ein Manöver handeln, wie du schreibst. Es kann sich aber auch um eine Einheit handeln, die gerade umzieht. Vielleicht gehen die Panzer auch ins Ausland. Sie können für Verbündete bestimmt sein oder in eine von zahlreichen Militäranlagen der U.S.A. weltweit geliefert werden.

     

    Eine Anfrage am vergangenen Mittwoch an das Pentagon bezüglich Details zum Transport ergab bisher keine Antwort.

  • F
    Fachmann

    Sehr naiv dieser Kommentar bzw. Bericht. Wenn die US-Army tatsächlich hunderte bzw. tausende von Panzern verschieben muß, kann das ja wohl nicht in einer geheimen Nacht und Nebel Aktion geschehen. Dafür ist der Tam Tam zu groß. Also gleich offensiv werden und offen tagsüber fahren. Wirkt dann für die meisten normaler und unspektakulär. An euren Äußerungen ist ja ersichtlich, das diese Taktik fruchtet. Nachts hätte so etwas auch irgendjemand mitbekommen und auch gefilmt. In den USA schläft ja nicht alles nachts.! Und grün sind die, weil sie entweder noch nicht umlackiert wurden, oder weil sie gar nicht für die Wüste bestimmt sind. Es gibt auch noch andere mögliche Einsatzorte als den Iran. Was ist z. B. mit Europa oder vieleicht sogar die USA selbst wegen Volksaufständen? Mit den Verschwörungstheorien geb ich euch ja recht, aber das mit dem 9/11 ist keine VT. Hier liegen zu viele echte Beweise von echten Experten vor, das hier was an der offiziellen Version mit der die Welt verdummdeubelt wird nicht stimmt. Und den USA bzw. der CIA und KOnsorten traue ich alles zu. Denen ist die Wahrheit und sind die Bürger und Verfassungsrechte völlig egal.

  • PK
    Popolopos Kikeriki

    @klav

    Für Griechenland? Aber dann nur geschenkt. Und auch dann nur vollgetankt und aufmunitioniert. Sonst können wir nichts damit anfangen, da wir pleite sind. Dank des Rüstungswettlaufs mit der Türkei. Die Rüstungsspirale hat uns, genauso wie der Sowjet-Union, das Genick gebrochen, wirtschaftlich gesehen.

  • T
    timetunnel

    Sowas habe ich schon in den 80ern hier in DE-Land als Bundeswehr-Transporte gesehen, hier natürlich alles eine Größenordnung kürzer und kleiner. Da waren z.T. Panzer drauf, z.T. auch normale Bundeswehr-LWKs. Warum die das machen? Keine Ahnung, aber wahrscheinlich ist es zum Beispiel bei einem Manöver, das nicht in der Nähe der stationierten Einheit liegt, deutlich einfacher, den ganzen Rampf per Bahn zu transportieren.

     

    Sowas kann man sogar als Spielzeug kaufen, wie man schnell erfährt, sobald man eine Suchmaschine mit - man glaubt es kaum - den Wörtern "panzertransport bahn" füttert.

     

    Und wieder mal ein Danke an die taz für einen sinnlosen Artikel mit unnötig reißerischem Titel. Ein Wiederabonnieren meinerseits rückt in immer weitere Ferne.

  • K
    Klaus

    Panzer?

     

    Kampfpanzer?

     

    Das sind Schützenpanzerwagen. Die werden benötigt um Infanterie auf das Gefechtsfeld zu transportieren.

     

    Fachlich keine Ahnung liebe TAZ Redaktion - na macht nix - hauptsache die Ideologie stimmt.

  • BA
    birgit Ali Othman

    Klar, die USA brauchen Krieg.... wahrscheinlich wollen die jetzt den Iran verwüsten

  • C
    ChristianR

    Es stimmt etwas nicht mit der Blinkfrekwenz der Warnlichter - ich hab den Eindruck der Film ist zusammengeschnitten aus mehreren kleineren Teilen

  • B
    Brandeis

    Ich wette der Zug fährt direkt an die persische Grenze ;-)

  • IN
    Ihr NameGeRu

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Die werden zusammengezogen um gegen das eigene Volk eingesetzt zu werden wenn es, Aufgrund irgend einer neuen Gesetzgebung zugunsten der Reichen,renitent werden sollte.

  • JH
    Jan Hansen

    Noch ein Militärtransport-Video, das Kriegsvorbereitungen zeigt:

     

    http://husuma.nirgendwo.info/2008/02/21/militartransport-blockiert/

  • L
    LeonDerProfi

    Sieht aus als wäre es der M2/M3 Badley-Panzer, ein leichter Panzer, für eine Offensive eher weniger geeignet. Aufgrund der Tatsache dass dieses Modell schon seit rund 30 Jahren im Einsatz ist wäre eine Fahrt zum Schrottplatz denkbar, wenn nicht gar wahrscheinlich.

  • D
    @DvK

    Tranbemalungen erfüllen immernoch den Zweck die Umrisse eines Fahrzeuges für das Auge verschwimmen zu lassen, in Verbindung mit Wärme-Tarnmaßnahemn kann man damit einen Panzer, Soldat, was auch immer, recht gut tarnen sodass er nihct oder nur sehr schwer entdeckt werden kann

  • E
    einanoynmeruser

    DvK: Ich bin auch kein Militärexperte, aber ich glaube es ist trotz moderner Technik immer noch besser, wenn man den Panzer schlecht sieht. Nicht immer hat der Gegner topmoderne Technik, aber Augen hat er immer. Natürlich macht eine Tarnbemalung den Panzer nicht unsichtbar, schon gar nicht auf kurze Entfernungen. Aber wenn der in einigen Kilometern Entfernung vorbeifährt, macht es schon einen Unterschied, ob er ein dunkler Fleck in der hellen Wüste ist oder kaum zu sehen ist. Artillerie hat eine Reichweite von zum Teil 30 km und mehr - da würde ich als Panzerbesatzung auch wollen, dass der Gegner mich so spät wie möglich bemerkt.

     

    Spätestens ein paar Monate vorher sind Kriegsvorbereitungen ja eh in den Medien, von daher halte ich das Argument, die USA würden einen Krieg ja nicht am hellichten Tag vorbereiten, auch für seltsam.

     

    BTW, klav: You, Sir, win the Internet.

  • HS
    Hannes Schinder

    nein die sind für Israel bestimmt, die wollen den 6Tage Krieg noch mal neu verfilmen

  • A
    Azrep

    Und diese Panzer kann man nicht umlackieren? Meinen sie im Ernst, dass die Armee für jedes Terrain einen Panzer in der passenden Farbe unterhält oder extra neu bestellt?

     

    Aber wer weiss, vielleicht ist das ja auch wieder Entwicklungshilfe für neue und alte Freunde?

  • S
    sigibold

    Habt ihr sonst keine Themen mehr?

     

    sigibold

  • V
    vic

    Gruselig, in der Tat- welchem Zweck auch immer dieser Transport gilt. Außer zum Verschrotten, das wäre gut.

  • D
    DvK

    Da ich so absolut kein Militärexperte bin, mögen mir zwei Fragen gestattet sein:

     

    1. Welchen Zweck erfüllen im Jahre 2012 noch verschiedene Tarn-Lackierungen? Die Panzer sollen nicht Grün sondern Irak-Tarn tragen, damit Mahmud Ahmadinedschad sie nicht bzw. erst sehr spät sieht?

     

    2. Ist es angesichts der - ebenfalls im Jahre 2012 - recht verbreiteten Allroundquelle Internet nicht egal, ob Truppen und Kriegsgerät in irgendeiner Weise bewegt und womöglich zusammengezogen werden, da sehr wahrscheinlich vor der Ankunft des Zuges im nächsten Bahnhof das Video bereits im Netz kursierte? Und auch dabei ist wohl eher egal, ob das bei Nacht oder bei Tag geschieht, oder?

     

     

    Vielen Dank

  • K
    klav

    Die sind doch für Griechenland!