■ Mit Fusionen auf du und du: Umzug nach München
Düsseldorf (dpa/taz) – Wenn es um eine Firmenfusion geht, werden die dpa-Schreiberlinge oft ganz romantisch: „Nach jahrelanger ,wilder Ehe‘ stehen der Energiekonzern Bayernwerk AG (München) und die Industrieholding Viag AG (Berlin/ Bonn) kurz vor dem Traualtar“, meldet die sonst eher spröde formulierende Nachrichtenagentur. Heute jedenfalls sind die Viag-AktionärInnen in Bonn geladen, um den Umzug nach München zu beschließen. Die bayerische Regierung hatte den Weg für die Privatisierung der Bayernwerke bereits im Sommer freigemacht und damit den seit langem angepeilten Zusammenschluß mit der Viag ermöglicht.
Der neue Konzern hat einen Umsatz von fast 40 Milliarden DM und knapp 100.000 Beschäftigte. Bayern tauscht seine Kapitalmehrheit von 58,3 Prozent am viertgrößten deutschen Energieversorger in eine Beteiligung von 25,1 Prozent an der Viag und erhält mindestens eine Milliarde DM. Als erstes gemeinsames Projekt haben die Konzerne bereits ein Gemeinschaftsunternehmen für Telekommunikation gegründet.
Das ehemalige Staatsunternehmen Viag, das sich nach seiner Privatisierung 1986/1988 zum Verpackungsriesen mauserte, nimmt dann nach dem größten deutschen Aluminiumproduzenten VAW, der Spezialitätenchemie (SKW Trostberg AG) und einem der größten Handelshäuser Europas, der Klöckner & Co AG, auch das gewinnträchtige Stromgeschäft unter seine Fittiche. Genau dagegen wollen einige kritische Aktionäre protestieren. Sie argumentieren mit dem finanziellen Risiko, das die Übernahme eines AKW-Betriebs bedeutet. „In der Bayernwerkbilanz stehen kernenergiebezogene Anlagen und Grundstücke noch als Aktiva, obwohl sie keinen Marktwert mehr haben, sondern radioaktive Altlasten darstellen“, heißt es in einem Gegenantrag von Helmut Kohler.
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