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Umweltschutzverband BUND fordertAutokonzerne sollen mehr blechen

Wer gegen Klimaauflagen verstößt, soll hohe Strafen zahlen - fordern Umwetschützer. Mit dem Geld sollen sparsame Autos und Nahverkehr gefördert werden.

Muss blechen: Porsche. Bild: ap

VORBILD SCHWEDEN

In Schweden ist der "Ökoauto"-Boom ausgebrochen. Jedes dritte im Februar verkaufte neue Auto verbraucht weniger als 5 Liter Sprit pro 100 Kilometer oder ist für Biogas-, Ethanol- oder Elektroantrieb ausgelegt. Solche Autos gelten offiziell als umweltfreundliche Fahrzeuge; die Käufer solcher Pkws werden mit einer staatlichen "Umweltauto"-Prämie in Höhe von 1.100 Euro belohnt. Diese hat die Regierung im April 2007 eingeführt. Die Nachfrage ist hoch: Der dafür angesetzte Budgetposten ist schon weit überschritten worden. Schweden hat bislang einen der ältesten Pkw-Bestände in Europa, der Spritverbrauch liegt 2 Liter über dem EU-Durchschnitt. Diese Position könnte Schweden bald an Norwegen abgeben, wo sich 2007 nur 4 Prozent aller Käufer ein sparsames Auto zulegten.

BERLIN taz Der Umweltschutzverband BUND fordert harte Sanktionen für die europäischen Automobilhersteller bei einer Überschreitung der vorgesehenen CO2-Grenzwerte. Ab 2012 muss nach dem vorliegenden EU-Kommissionsvorschlag jedes neu zugelassene Fahrzeug durchschnittlich den Grenzwert von 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer einhalten. Der BUND fordert 150 Euro Strafe für jedes Auto pro Gramm Überschreitung. "Die 35-Euro-Strafe, die auch von Deutschland unterstützt wird, könnten die Hersteller aus der Portokasse zahlen", sagte die stellvertretende BUND-Vorsitzende Ulrike Mehl am Dienstag in Berlin.

So müsste Porsche 2015 nach BUND-Berechnungen bei gleich bleibendem CO2-Ausstoß 140 Millionen Euro zahlen. Bei einem Konzerngewinn von etwa drei Milliarden Euro hätte der Konzern keinen Anreiz zur CO2-Reduzierung, so Mehl. Die Strafzahlungen dürften zudem nicht, wie von der EU-Regulierungsbehörde vorgesehen, im EU-Haushalt verschwinden, sondern sollten sinnvoll eingesetzt werden. "Mit dem Geld kann die Entwicklung und der Kauf von sparsamen Autos sowie der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln bezuschusst werden", sagte BUND-Verkehrsexperte Werner Reh. Nur in Kombination mit solchen Anreizen könnten die ehrgeizigen Ziele zur Emissionsminderung erreicht werden.

Darüber hinaus fordert der BUND, bis 2020 den Durchschnittsgrenzwert auf 80 Gramm pro Kilometer zu senken. Von der EU ist ein solch langfristiges Ziel bisher nicht vorgesehen. Statt auf Diesel oder den ökologisch fragwürdigen Agrosprit zu setzen, müsste eine Gewichtsreduzierung und Effizienzsteigerung der Fahrzeuge angeregt werden. Die deutsche Autoindustrie habe bisher nur unzureichende Strategien entwickelt. "Anstatt effiziente und sparsame Autos zu bauen, beschweren sie sich über eine angebliche Benachteiligung gegenüber Frankreich und Italien, die seit je kleinere Autos bauen", so Reh.

Ulrike Mehl kritisierte die Bundesregierung, die sich am Montag in Brüssel für weniger strenge Auflagen für Hersteller wie BMW oder Daimler einsetzte. "So verliert sie endgültig ihre klimapolitische Unschuld, wenn sie weiter Lobbyarbeit für die deutsche Autoindustrie macht."

PAUL WRUSCH

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1 Kommentar

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  • BW
    bernhard wagner

    Das Konzept in Schweden ist weit von dem entfernt, was (dort und anderswo) heute möglich wäre: Jedes dritte im Februar verkaufte neue Auto verbraucht weniger als 5 Liter Sprit pro 100 Kilometer !o.d.e.r. ist für Biogas-, Ethanol- oder Elektroantrieb ausgelegt; und d.h. dass sowohl viele Waldflächen in Skandinavien, aber auch - schon heute oder in naher Zukunft - mit Sicherheit Urwälder weltweit für die Ethanolproduktion zerstört werden (wo sie es nicht schon sind), und ggf. teilweise mit schnell wachsenden Monokulturen aufgeforstet werden, mithilfe von Kunstdünger und Pestiziden, v.a. auf den zerstörten Tropenurwaldflächen.

    Nur weil es fast überall noch schlechter ist, ist das Konzept in Schweden noch längst nicht gut.

     

    Übrigens: Kuba hat die UN Klimaschutzziele schon lange erreicht (von Aufforstung bis Förderung von dezentralen EE-Anlagen etc.) - und wenn dort die Meinungsfreiheit endlich auch noch etabliert wäre, wäre es - trotz vieler Suboptimalitäten - eines der vorbildlichsten Länder derzeit weltweit, auch ökologisch, und zwar mehr als Schweden. Das nur 'mal am Rande.