Umweltschutz-Kampagne: Adidas künftig ohne Amazonas-Leder
Der Hersteller ändert wie sein Konkurrent Nike die Einkaufspolitik, um den Regenwald zu schützen. Umweltschützer begrüßen zwar diesen Schritt, fordern aber Nachbesserungen.
BERLIN taz | Nach Nike will nun auch der Sportschuhhersteller Adidas seine Einkaufspolitik ändern und kein Rindsleder mehr beziehen, das aus dem Amazonas-Regenwald kommt. Eine entsprechende Erklärung veröffentlichte die Firma am Montag auf ihrer Homepage. Greenpeace begrüßte die Entscheidung.
Adidas fordert seine brasilianischen Lieferanten auf, bis zum 1. Juli 2010 ein transparentes System zu etablieren, mit dem sich die Herkunft des Leders nachweisen lasse. Ab dann soll mit dem Leder aus dem Amazonasgebiet Schluss sein. Die Rinderfarmen dürften sich zudem nicht auf Land befinden, das eigentlich den indigenen Einwohnern Brasiliens gehöre und von den Züchtern illegal besetzt wurde. Darüber hinaus wurden die Betriebe zur Bekämpfung der Zwangsarbeit angehalten. Die Zusammenarbeit mit Farmen, die moderne Sklaverei praktizieren, werde umgehend ausgesetzt.
"Adidas stellt damit klar, dass es von seinen Lieferanten deutliche Maßnahmen gegen Klimawandel, Umweltzerstörung und Zwangsarbeit erwartet", sagte Greenpeace-Waldexperte Oliver Salge der taz. "Das ist ein richtiger Schritt."
Einen bitteren Beigeschmack habe die neue Einkaufspolitik dennoch: Adidas sorge mit seiner Entscheidung lediglich dafür, dass das Unternehmen kein Leder aus dem Amazonasgebiet beziehe. Es boykottiere jedoch nicht generell Firmen, die den Urwald zerstören. Das könne dazu führen, dass große Zulieferer zwar Rinder auf illegal gerodetem Regenwaldgebiet züchten, an Adidas aber zugleich Leder liefern können, das von Tieren stammt, die auf ihren Farmen außerhalb des Amazonasbeckens untergebracht seien.
"Hier muss Adidas nachbessern und seinen Lieferanten klarmachen, dass sie nicht mehr infrage kommen, wenn sie weiter den Urwald zerstören", fordert Salge. Es sei besser, die Zusammenarbeit mit Zulieferern einzustellen, die den Urwald zerstören, statt generell auf Leder aus dem Amazonas zu verzichten. Das sei auch im Interesse von Züchtern im Amazonasgebiet, die ihre Farmen bereits regenwaldfreundlich betreiben oder aufgrund der Kritik entsprechend umstellen wollen.
In diesem Punkt fährt Nike eine andere Strategie. Denn sie wollen für ihre Schuhe eben nur noch urwaldfreundliches Leder nutzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind