Umweltschützer in Brasilien erschossen: Ein Wächter Amazoniens
Der indigene Unweltschützer Jorginho Guajajara wurde umgebracht. Erst kürzlich hatte er eine Holzfällerbande aus der Region vertrieben.
Spähtrupps der Guajajara gehen hier oft gegen illegale Holzfäller und auch Goldsucher vor, die das Schutzgebiet nicht respektieren. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen. 80 Guajajaras sollen deshalb seit dem Jahr 2000 ermordet worden sein. Und erst im Mai hatten sie mehrere Mitglieder einer berüchtigten Holzfällerbande vertrieben. Jorginho war Kazike – Anführer – des Dorfes Cocalinho und übers Wochenende in der Stadt Arame unterwegs, die direkt an der Grenze des Schutzgebiets liegt. Dort geben die Nicht-Indígenas den Ton an, für Indigene gilt ab 22 Uhr eine Art inoffizielle Ausgangssperre.
Jorginho beachtete die Schikane nicht und bezahlte mit dem Leben. Am Sonntag wurde er tot an der Stadtgrenze an einem Bach aufgefunden, an dem bereits andere Ermordete gefunden worden waren. Bislang habe sich keine Behörde um die Tat gekümmert, klagte ein Guajajara-Sprecher.
Die Guajajaras leben abgeschieden, sie legen meist keinen großen Wert auf Kontakt mit dem Rest des Landes. Ebenso weiß der Rest Brasiliens wenig über sie, ihr Leben und ihre Forderungen zum Selbsterhalt. Das könnte sich bald ändern. Die Aktivistin Sônia Guajajara ist Vizepräsidentschaftskandidatin für die linke Partei PSOL, an der Seite von Guilherme Boulos von der Obdachlosenbewegung MTST. Erstmals tritt eine Indígena für diesen Posten an. Auch wenn kaum Chancen auf den Wahlsieg im Oktober bestehen, dürften die Anliegen von Jorginho Guajajara dadurch Aufmerksamkeit bekommen.
Sônia Guajajara weiß, dass der Einsatz der Wächter Amazoniens ein riskanter Job ist. „Aber wir werden niemals die Plünderung unserer Mutter Erde akzeptieren“, sagte sie nicht nur im Wahlkampf. Wahrscheinlich wird sie viel weniger Stimmen bekommen als die Kandidaten des Agrobusiness. Für diese war Jorginho Guajajara nur ein Hindernis für ihren Fortschritt.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade