Umweltschützer besorgt wegen US-Banken: Wall-Street-Banken verlassen Klima-Bündnis
Alle sechs großen US-Banken sind aus der Klima-Koalition „Net-Zero Banking Alliance“ ausgetreten. Umweltschützer befürchten drastische Folgen.
Ausgeschiedene Banken könnten ihr Engagement für eine klimafreundliche Politik verringern, sagte Patrick McCully, Analyst bei Reclaim Finance. „Das Wichtigste, worauf wir achten müssen, ist die Abschwächung ihrer bestehenden Ziele und Strategien.“ Allerdings sei nicht damit zu rechnen, dass die Banken Änderungen an ihren Zielen zur Verringerung der Emissionen öffentlich ankündigen.
Goldman Sachs verkündete am 6. Dezember den Austritt aus der Net-Zero Banking Alliance (NZBA), kurz darauf folgten Wells Fargo, Citi, Bank of America und Morgan Stanley. Am Dienstag stieg auch JPMorgan aus, die als letzte der großen sechs US-Banken noch verblieben war. Die weiteren Mitglieder in den USA sind kleiner wie etwa die Amalgamated Bank, die Areti Bank oder die Climate First Bank.
Die Mitglieder der Allianz zielen darauf ab, ihre Finanzierung mit dem globalen Klimaschutz in Einklang zu bringen. Republikanische Politiker warnen jedoch davor, dass die Mitgliedschaft gegen kartellrechtliche Vorschriften verstoßen könnte, falls sie zu einer geringeren Finanzierung von Firmen führen würde, die fossile Brennstoffe nutzen.
„Dies ist besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass sie zu den weltweit größten Finanziers fossiler Brennstoffe gehören“, sagte Jeanne Martin, Leiterin des Bankenprogramms bei der Interessengruppe ShareAction. Die ausscheidenden Banken signalisierten dem Markt, dass der Klimawandel für sie weniger Priorität habe.
Republikaner für Fossile
Die NZBA hat zum Ziel, die Kohlenstoffemissionen aus den Kredit- und Investmentportfolios ihrer Mitglieder bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. Eine Gruppe republikanischer Politiker ist allerdings gegen eine Einschränkung der Finanzierung fossiler Brennstoffe. Dieser Druck nahm zu, nachdem die Republikaner mit Trump bei den US-Wahlen einen klaren Sieg errungen hatten.
BlackRockBLK.N, Vanguard und State StreetSTT.N wurden zuletzt von elf republikanisch regierten Bundesstaaten verklagt, darunter Texas. Die Staaten werfen den großen Vermögensverwaltern vor, durch ihren Klimaaktivismus gegen Kartellgesetze verstoßen und dadurch die Kohleproduktion reduziert und die Energiepreise in die Höhe getrieben zu haben.
Die Banken vermieden es weitgehend, einen direkten Grund für ihren Austritt aus der NZBA zu nennen. Stattdessen erklärten sie, dass sie ihren Kunden weiterhin beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft helfen und ihre Maßnahmen offenlegen wollen. Eine Analyse der Syndizierungsgebühren aus der Emission von Krediten und Anleihen im Dezember durch den Thinktank Anthropocene Fixed Income Institute zeigte, dass alle ausscheidenden Banken in den USA mehr mit fossilen Brennstoffen als mit grüner Energie verdienen.
„Einige dieser Banken können ganz einfach sagen, dass sich nichts geändert hat, da sie immer noch im Modus sind, mehr Geld mit fossilen Brennstoffen zu verdienen“, sagte AFII-Chef Ulf Erlandsson. Eine Studie mit dem Titel „Banking on Climate Chaos“ aus dem Jahr 2024 zeigt, dass die sechs größten US-Banken zu den 20 größten Kreditgebern für fossile Brennstoffe gehören.
Banken haben Schlüsselrolle
Trotz des Ausstiegs seien die größten US-Banken im Rahmen der NZBA „starke Klimaverpflichtungen“ eingegangen, und die Investoren würden weiterhin auf mehr Informationen über ihre Bemühungen drängen, sagte Mindy Lubber, Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation Ceres. „Die Banken spielen eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung des globalen Ziels von Netto-Null-Emissionen und bei den wirtschaftlichen Chancen, die sich aus dem Übergang ergeben.“
Nach dem Massenaustritt der US-Kreditinstitute hat die NZBA noch 142 Mitglieder aus 44 Ländern mit einem Vermögen von 64 Billionen Dollar, wobei 80 europäische Banken den größten Anteil haben. Zu den verbleibenden Banken gehören HSBC, Barclays und BNP Paribas. Aus Deutschland gehören laut NZBA-Homepage die Deutsche Bank sowie die Commerzbank zu der Allianz. Der Austritt der US-Banken biete auch eine Gelegenheit für diejenigen, die ehrgeizigere Ziele verfolgen wollten, sagte McCully.
„Die europäischen Banken haben sich darüber beschwert, dass sie die NZBA-Leitlinien gerne strenger hätten, aber die US-Mitglieder dies einfach nicht zulassen wollen“, erläuterte der Analyst auf LinkedIn. „Daher ist es jetzt an der Zeit, dass die Europäer einen Schritt nach vorne machen und zeigen, dass sie die Verschleppungstaktik der USA nicht nur als Vorwand für ihr Zögern nutzen.“
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