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Umweltproblem KanalisationStarkregen verpestet Landwehrkanal

Berlins Mischkanalisation verursacht Fischsterben. Wasserbetriebe sanieren das System, für ein Ende der Abwassereinleitungen reicht es aber nicht.

Verendete Plötzen im Urbanhafen. Vereinzelt trieben auch Karpfen und Hechte tot im Wasser. Foto: Claudius Prößer

Ekelalarm in Kreuzberg: Am Montag trieben Tausende tote Fische im Landwehrkanal. Besonders stark war das Gewässer unter der Admiralbrücke kontaminiert. Ausflugsschiffe wirbelten Schmutzwolken im Wasser auf, Anwohner beschwerten sich über Fäkaliengestank.

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) konnten bis Redaktionsschluss nicht nachvollziehen, ob sich bei den starken Regenfällen am Samstag just an dieser Stelle ein Überlauf der Mischkanalisation entleert hatte, es spricht aber alles dafür.

Wie BWB-Sprecher Stephan Natz erklärte, gibt es in der Innenstadt mehrere hundert solcher Überläufe. Ob an einer bestimmten Stelle ein Gemisch aus Regen- und Abwasser austritt, hängt davon ab, wie viel Niederschlag in der Umgebung in wie kurzer Zeit fällt. Bei den Unwettern am Samstag waren die Niederschläge sehr ungleich über die Stadt verteilt.

Die Wasserbetriebe führen seit 1998 ein Sanierungsprogramm der Mischwasserkanalisation durch. Bis 2020 soll diese in der Lage sein, ca. 300.000 Kubikmeter zusätzlich zwischenzuspeichern. Der Spree, in der am Ende alles landet, werden dadurch laut Senatsumweltverwaltung rund 3,2 Millionen Kubikmeter Mischwasser erspart. Auch am Ufer des Landwehrkanals sanieren die BWB gerade die Kanäle.

In einigen Jahren dürften Einleitungen wie in Kreuzberg dadurch deutlich seltener werden, aber, so Natz: „Es wird leider auch weiterhin welche geben.“ Um das Problem gänzlich aus der Welt zu schaffen, müsste das Abgeordnetenhaus weitaus mehr Mittel bewilligen.

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3 Kommentare

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  • Eine bessere Lösung ist "Spree2011" und hätte längst realisiert werden können!

    Informiert euch darüber und schreibt den verantwortlichen Politikern eure Meinung: Gaebler, Panhoff, Müller, ...

  • Bei Starkregen fliessen Exkremente aus der Kanalisation in den Landwehrkanal. Die Folge: Fischsterben.

     

    Landwehrkanal - AnwohnerInnen hatten bereits in 2013 (!) ein Positionspapier an den damaligen Umweltsenator Michael Müller (SPD) sowie an die Abgeordneten aller Fraktionen im Berliner Abgeordnetenhaus geschickt, in dem die bis heute laufenden Baumaßnahmen der Berliner Wasserbetriebe als nicht ausreichend kritisiert wurden und ein Modellprojekt gefordert wurde.

     

    ZITAT Positionspapier vom 27.05.2013:

    "Die Gewässerqualität wird durch die Baumaßnahme nicht ausreichend verbessert im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wie aus dem Abwasserbeseitigungsplan Berlin 2001 hervorgeht. (Siehe dort Absatz 2 des Vorwortes „[…] Die besondere gewässerökologische Situation im gefälle- und abflussschwachen Spree-Havel-Raum erfordert jedoch darüber hinaus ein Handlungskonzept, wie mittel- langfristig die Gewässergüteklasse II in allen Gewässern erreicht werden kann.“)

    (...)

    Die AnwohnerInnen fordern die Finanzierung eines Modellprojektes

    (...)

     

    Begründung:

    (…) Der gesamte Berliner Sachverstand auf den Gebieten des Umweltingenieurwesens (..) soll im Sinne der Zielerreichung (Gewässergüte II

    u.a. im Landwehrkanal) versammelt werden. (...)"

     

    Geantwortet hatte der damalige Umweltsenator und heutige Regierende Bürgermeister nicht. U.a. auch die Abgeordneten / Fraktionsvorsitzenden der Partei B 90 / DIE GRÜNEN im Abgeordnetenhaus antworteten nicht. Am Landwehrkanal leben 400.000 Menschen.

  • "Ekelalarm in Kreuzberg"

     

    Warum machen eigentlich alle "Journalisten" immer einen auf BILD-Zeitung? Ist das wirklich die Qualitätsvorlage, welcher die taz folgen will?