Umweltgift und Hygienemangel: Todesursache für Vier von Zehn
Eine US-Studie zeigt, dass vierzig Prozent aller Todesfällen auf Umweltgifte und mangelnde Hygiene zurückzuführen sind. Vor allem Kinder sind betroffen.
Weltweit sterben vier von zehn Menschen an Umweltverschmutzungen. Das ist das Ergebnis der amerikanischen Forschungsgruppe um David Pimentel von der Cornell University, die jetzt online von Human Ecology veröffentlicht wurde. Das Team wertete dafür mehr als 120 Facharbeiten aus und erstellte eine sogenannte Metastudie.
Verschmutzungen in Wasser, Luft und Boden, gekoppelt mit der steigenden Bevölkerungszahl, trügen zur Unter- und Fehlernährung und zu verstärkter Krankheitsanfälligkeit bei, sagen die Forscher. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind davon 3,7 Milliarden Menschen betroffen. Allein in Deutschland stürben jährlich rund 100.000 Personen durch diese Faktoren, berichtet die WHO.
Zurzeit sei verunreinigtes Wasser der Auslöser für 80 Prozent aller Infektionskrankheiten, berichten die Forscher von der Cornell University. Durch Malaria übertragende Moskitos, die sich in offenen Wasserflächen und -pfützen vermehren, sterben jährlich etwa zweieinhalb Millionen Menschen.
Zusammen mit den rund drei Millionen Todesopfern aufgrund von Luftverschmutzungen sind das weit über fünf Millionen Menschen, die aufgrund unhygienischer Lebensverhältnisse sterben müssen. Davon sind mehr als die Hälfte Kinder.
Auch in der Erde lauern immer mehr Gefahren: Zahlreiche Giftstoffe verseuchen die Böden und gelangen über direkten Kontakt, Wasser oder Nahrung in Berührung mit dem Menschen.
"Waren 1950 noch 20 Prozent von rund zweieinhalb Milliarden Weltbürgern fehlernährt, sind es heute bei sechseinhalb Milliarden Menschen bereits mehr als die Hälfte", sagte Pimentel. Der Studie zufolge sterben daran jährlich sechs Millionen Kinder.
Vor solchen absoluten Angaben warnt Nobert Englert von der Abteilung für Umwelthygiene beim Umweltbundesamt in Dessau: "Zu den Menschen mit Fehlernährung zählen diejenigen, die unterernährt sind - aber auch die Übergewichtigen."
Er könne dem zustimmen, dass mit der wachsenden Bevölkerungszahl immer größere Probleme entstehen. "Aber das Verhältnis hat sich im Vergleich zu früher nicht verändert", so Englert. Seiner Meinung nach produzieren reißerische Thesen wie die der Studie ein falsches Bild. "Die Umweltverschmutzungen beeinträchtigen zwar die Lebensqualität der Menschen, sind aber keine Haupttodesursache."
Die Studie der amerikanischen Forscher zeigt auch, dass immer mehr Erreger resistent gegen Arzneimittel werden. Die Folge: Tuberkulose wird wieder zu einem weltweiten Problem. Andere Erreger wie beispielsweise der Westnilvirus dringen in neue Regionen vor. Deshalb fordert das Team globale Maßnahmen, um Betroffenen zu helfen, sowie den Erhalt der natürlichen Ressourcen.
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