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UmweltBerlin lässt Straßenbäume alt aussehen

Seit Jahren werden in Berlin mehr Bäume gefällt als gepflanzt. Der Grund: Den Bezirken fehlt das Geld. Jetzt soll die EU helfen

Zuwenig Junge wachsen nach - auch bei Bäumen Bild: AP

Mit den Bäumen ist es wie mit den Deutschen: Sie werden immer älter. Mehr als ein Drittel der insgesamt rund 416.000 Berliner Straßenbäume steht inzwischen schon über vier Jahrzehnte in der Gegend herum. Und: Der Altersdurchschnitt steigt stetig an. Denn es kommen zu wenig junge Bäume nach. Längst nicht alle alten, kranken oder bei einem Sturm beschädigten Bäume, die man abholzen muss, werden ersetzt. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sind in den vergangenen Jahren im Durchschnitt 3.933 Straßenbäume neu gepflanzt worden, 4.767 musste man fällen. Jedes Jahr gingen Berlin also rund 830 Bäume verloren.

Vielen Bezirken fehlt das Geld, um den Bestand zu halten. Pankow holzt beispielsweise jährlich zwischen 400 und 500 Bäume ab. Zurzeit müssten sie vor allem Pappeln fällen, sagt Gerrit Deutschmann, Referent des Bezirksbürgermeisters Matthias Köhne (SPD). "Die hat man zu DDR-Zeiten häufig gepflanzt. Sie werden höchstens 30 Jahre alt." Doch trotz der Fällungen seien 2006 nur 247 neue Bäume gesetzt worden. "Die finanziellen Spielräume bei der Grünflächenunterhaltung sind zu gering", sagt Deutschmann. Einen Baum zu pflanzen und zu pflegen kostet seinen Angaben zufolge in den Anfangsjahren 500 Euro.

Die meisten alten Bäume wachsen in Tempelhof-Schöneberg. Über die Hälfte hat bereits die 40 überschritten. Auch dort gibt es Schwierigkeiten, die Nachpflanzungen zu bezahlen: Im Sommer teilte das Bezirksamt mit, dass es für Notfällungen nur dann Ersatzpflanzungen geben werde, wenn Anwohner Bäume spenden und auch das Wässern übernehmen können.

Straßenbäume sind von vielfachem Nutzen: Sie produzieren Sauerstoff, spenden Schatten und helfen gegen Feinstaub (siehe Interview rechts). Doch den Bäumen bekommt die Stadt leider nicht so gut wie sie ihr: Eine Linde - die häufigste Baumart in Berlin - kann im Grünen mehrere hundert Jahre alt werden. An einer Straße sinke ihre Lebenserwartung rapide auf nur noch 50 Jahre ab, erklärt Deutschmann. Zu groß ist der Stress für den Baum.

Nur 21 Prozent der Berliner Straßenbäume ist heute noch jünger als 15 Jahre. "Natürlich müssen Bezirke mit überdurchschnittlich alten Bäumen auch überdurchschnittlich viel fällen", sagt Beate Profé, Referatsleiterin für Stadtgrün in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Trotzdem hält sie die Lage nicht für dramatisch. "Die Entwicklung ist nicht schön, aber wir haben im Vergleich zu anderen Städten immer noch einen hohen und guten Bestand."

Hoffnung setzt Profé vor allem auf ein Umweltentlastungsprogramm, das die EU und Berlin gemeinsam finanzieren. Fünf Millionen Euro werde man den Bezirken für das Pflanzen von neuen Bäumen zur Verfügung stellen, hatte Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) im Sommer angekündigt. Doch muss das Programm erst noch von der EU ratifiziert werden.

Manche Bezirke helfen sich derweil selbst: Mitte werde 2007 vorraussichtlich 100 Bäume mehr pflanzen als fällen, sagt Harald Büttner, der Leiters des Grünflächenamts. Auch in den vergangenen Jahren habe der Bestand der Straßenbäume insgesamt zugenommen, nicht zuletzt mit Hilfe von Sponsoren. Ein Viertel aller Neupflanzungen finanzierte der Bezirk 2006 mit Baumpatenschaften und Firmenspenden. Doch Mitte bleibt bisher die Ausnahme.

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1 Kommentar

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  • C
    caesar

    Hey, aus meiner Sicht, könnte der Artikel auch in der (von mir verschmähten) Berliner Zeitung stehen. Sorry, aber wo sind Ansätze für Besserungen die sicher vorhanden sind. Hier wird nur ein Zustand beschrieben, der vielen nur Emotionen entlockt. Ich hätte z.B. zugern etwas über das Herangehen von Mitte erfahren. Und was in Pankow passiert, kenne ich aus schmerzlichen Beobachtungen. Eifrige Baumfäller, Straßen und Schlosspark werden verstümmelt. Keine Idee dringt nach außen, nur Klage über Kosten, dafür werden das Holz der hier reichlich gefällten Bäume verschenkt. Die einzigen Neupflanzungen in unserem Gebiet haben mein Nachbar und ich angelegt, wie da 500? zusammenkommen sollen ist mir schleierhaft. So könnte man das Holz verkaufen, Praktikanten beauftragen Vorschläge für Pflegen zu erarbeiten, die FAKULTÄT DER FU bitten sich dem Thema zu widmen, Kommunikation vor dem Abholzen betreiben (manch einem wird es ganz recht sein, wenn die Riesenlinde durch etwas Neuers ersetzt wird) und vieles mehr. Im Grunde müßten fast alle Bäume durch Neue ersetzt werden aber das Loch im Budget spiegelt offensichtlich leider nur die Gedankenleere - oder es werden die Leute in den Bezirksämtern ausgebremst. Arm aber sexy, na da hab ich eine andere Wahrnehmung. Ich würde eher sagen, typisch für Berlin, in der Hauptsache auf Außen hoffen.

    Ich lade die Autorin gern zu einem Kaffee/Tee ein um von meinen Erfahrungen zu berichten. Wie gesagt als kurzen Lückenfüller taugt das Thema nicht.

    Lg