Umstrittener Limburger Bischof: Rapport in Rom
Nach tagelangem Warten trifft der umstrittene Limburger Bischof am Mittag Papst Franziskus. Tebartz-van Elst wird Verschwendung vorgeworfen.
ROM/LIMBURG dpa | Für den angeschlagenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geht es an diesem Montag in Rom um viel: Im Vatikan kommt es nach Angaben der Bild-Zeitung um 12 Uhr zu der mit Spannung erwarteten Begegnung des deutschen Kirchenmannes mit Papst Franziskus. Nach Angaben eines Limburger Bistumssprechers wird Tebartz-van Elst eine Audienz gewährt. Eine Uhrzeit nannte der Sprecher nicht.
Tebartz-van Elst steht wegen seines Führungsstils und der enormen Kostensteigerung beim Bau der neuen Bischofsresidenz in Limburg in der Kritik. Er hält sich seit Sonntag voriger Woche in Rom auf, ein Treffen mit Franziskus war bislang nicht zustande gekommen. Der Limburger Oberhirte hatte Mitte Oktober angekündigt, „dass die Entscheidung über seinen bischöflichen Dienst in Limburg in den Händen des Heiligen Vaters liegt, von dem er in die Diözese gesandt wurde“.
Die Baukosten für den Bischofssitz in Limburg werden mittlerweile auf mehr als 31 Millionen Euro beziffert, noch im Dezember 2010 war von 5,5 Millionen Euro die Rede gewesen. Tebartz-van Elst steht auch unter Druck, weil die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen Falschaussage gegen den Bischof beantragt hat. Dabei geht es um Aussagen des Geistlichen wegen eines Erste-Klasse-Fluges nach Indien.
Im Limburger Bistum hatten außerdem rund 4400 Gläubige einen Protestbrief gegen den Bischof und seine Amtsführung unterzeichnet. Wegen des Konflikts war im September bereits ein päpstlicher Gesandter, Kurienkardinal Giovanni Lajolo, nach Limburg gereist. Der Bischof sicherte damals zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen. Die von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission nahm am vergangen Freitag ihre Arbeit auf. Wann Ergebnisse vorliegen werden, ist noch unklar.
Berichte, wonach Tebartz-van Elst nicht zu einem Amtsverzicht bereit ist, nannte ein Limburger Bistumssprecher am Wochenende Spekulation. Der Bischof werde abwarten, was der Prüfbericht ergebe. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hatte am vergangenen Donnerstag mit Franziskus über die Affäre um den Limburger Bischof gesprochen, aber anschließend keine Details genannt.
Rücktrittsgesuch des Kölner Erzbischofs
Neben Tebartz-van Elst hat auch der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner (79) an diesem Montag eine Audienz bei Papst Franziskus. Diese Privataudienz war nach Angaben des Erzbistums Köln vom Sonntag bereits vor einigen Monaten vereinbart worden.
Über die Gesprächsthemen wurde am Wochenende nichts bekannt. Limburg gehört zur Kirchenprovinz Köln, Meisner galt bisher als Unterstützer von Tebartz-van Elst. Ein Thema bei der Privataudienz ist möglicherweise auch Meisners Rücktrittsgesuch, das er im September bei einem Besuch im Vatikan eingereicht hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Fußball-WM 2034
FIFA für Saudi-Arabien
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins