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Umfrage zur Landtagswahl BrandenburgWenigstens kein Wachstum bei AfD

Kommentar von Stefan Alberti

Die Rechtsaußen-Partei liegt vorn – aber nicht, weil sie ansteigt, sondern weil SPD, Linke, CDU und Grüne gleichauf bei 15 bis 17 Prozent liegen.

Die AfD – hier ihr Landeschef Andreas Kalbitz – liegt in der neuesten Brandenburg-Umfrage vorn Foto: dpa

D rehen wir es mal ins Positive: Vier von fünf Brandenburgern würden weiterhin nicht AfD wählen, aller örtlichen Kritik am Tagebau-Aus in der Lausitz zum Trotz. Immer noch würde nur rund jeder Fünfte für jene Partei stimmen, die ihr Verhältnis zum Rechtsradikalen nicht geklärt hat, vor allem nicht in Brandenburg. Denn die 21 Prozent, die eine aktuelle Umfrage der AfD zuweist, hatte sie in einer anderen Umfrage schon Mitte Juni. Und vor zehn Monaten waren es sogar 23 Prozent.

Und doch stimmt es traurig, dass die AfD bei diesem Ergebnis als stärkste Partei aus der Landtagswahl am 1. September hervorginge. Denn die seit 1990 regierende SPD, Anfang 2017 noch bei 30 Prozent, würde aktuell nur noch 17 Prozent bekommen – aber auch die CDU als vermeintlich direkte Konkurrenz nur 16 Prozent.

Das bedeutet leider: Für jene Wähler jenseits des Grünen-Lagers, die über die aktuelle rot-rote Landesregierung verärgert sind, stellt offenbar nur die AfD eine – sprichwörtliche – Alternative dar. Ein Kompromiss, wie ihn die CDU böte, scheint nicht attraktiv genug.

Das eingangs geschilderte Kräfteverhältnis ist nur in der Theorie tröstlich. Denn zwei Parteien reichen künftig nicht mehr zur Regierungsbildung aus. SPD, Linkspartei, CDU und Grüne liegen fast gleichauf zwischen 17 und 15 Prozent. Die jetzige Koalition hat angekündigt, dass sie gern weitermachen will, bräuchte aber dafür einen dritten Partner. Also Rot-Rot-Grün wie in Berlin und Bremen? Oder etwas Neues? CDU-Chef Ingo Senftleben hatte Parteifreunde damit aufgebracht, dass er eine Koalition mit der Linkspartei nicht ausschloss. Die aber hat diese Idee Mitte Juni abgelehnt.

Auch wenn die Koalitionsbildung schwierig werden könnte – sie ist weiterhin ohne die AfD möglich. Und doch wäre es sehr wünschenswert, wenn bis zum Wahltag noch eine andere Partei vor sie rückte und ihr den Triumph nähme, sich als Nummer 1 in Brandenburg feiern zu können.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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3 Kommentare

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  • Bevor man Wahlarithmetik betreibt, sollte man vielleicht mal die Frage klären, WARUM die AfD stärkste Partei werden könnte und was die anderen Parteien womöglich falsch gemacht haben. Deprimierend, diese Zahlenspiele, wer mit wem welcher Mehrheit ganz unabhängig von Inhalten regieren könnte. Will man etwa so die AfD bekämpfen? Interessanter wäre doch eine Analyse, was die AfD z.B. in Brandenburg politisch durchsetzen will. Die müsste doch dann wahrscheinlich aufzeigen, dass deren Politik nichts für die Menschen in Brandenburg bringt. Ein allgemeines Niederschreiben der AfD ohne Nennung von Fakten nähert sich einem Niveau an, das sich niemand wünschen kann.

  • Man darf den ostdeutschen Bürgern keine Vorwürfe machen. Sie hatten wahrlich genug Geduld mit der SPD und CDU. Das die SPD MIT 17% abschneidet verwundert mich dann doch sehr. Verdient haben sie es nicht.



    Das die Linken nun vermehrt mit der SPD ins Regierungsbett steigen, wird ihnen „am Ende des Tages“ das Kreuz brechen, die Linke wird aus der politischen Landschaft verschwinden. Jahrelang auf die SPD Hartz IV –Erfinder schimpfen um jetzt denen zu regieren, ist nicht glaubwürdig .

  • Drehen wir es mal ins Relative: Die Hälfte der Brandenburger geht überhaupt nicht wählen, was vedeutet, dass in Wahrheit nur 4 von 10 Brandenburgern nicht afd wählen.