Ultras von Rom gegen Frauen in der Kurve: Und immer wieder Lazio
Eine Ultra-Gruppierung von Lazio Rom will keine Frauen in Teilen ihres Blocks haben. Die Fans des Erstligisten fallen nicht zum ersten Mal negativ auf.
Die Mitglieder der Ultra-Gruppierung „Il Direttivo Diabolik Pluto“ sind Anhänger des italienischen Erstligisten Lazio Rom. Am Samstag verteilten sie vor dem Match gegen den SSC Neapel Flyer, auf denen sie sich gegen eine Anwesenheit von Frauen in den ersten zehn Reihen der Nordkurve aussprechen. Dort hält sich „Il Direttivo Diabolik Pluto“ regelmäßig bei Heimspielen von Lazio auf.
Auf dem Flyer heißt es kryptisch, die Nordkurve sei ein heiliger Ort mit einem ungeschriebenen Kodex, den es zu respektieren gelte. Und: „Die vorderen Reihen waren immer wie ein Schützengraben für uns.“ Konkreter wird es danach. Frauen, Freundinnen und Ehefrauen dürften zwar in diesen Schützengraben nicht hinein. Doch sie sind tatsächlich herzlich dazu eingeladen, die Reihen 10 und aufwärts zu besetzen.
Zudem fügten die Verfasser dem Schreiben noch folgenden spöttischen Satz hinzu: Wer den „Stadionbesuch als Alternative zu einem unbeschwerten und romantischen Tag in der Villa Borghese“ sehe, solle sich woanders hinsetzen. Als würde alles, was Frauen wollen, ein beschaulicher Spaziergang durch den berühmten Park in Rom sein – und ein stilechter Stadiobesuch wäre reine Männersache.
Für Sonja Klümper von Discover Football, einer weltweit agierenden Berliner NGO für Frauenrechte im Fußball, wird hier die Realität verzerrt. „Die Äußerungen der Ultras sind sexistisch und von Klischees behaftet. Der Verein sollte sie in die Schranken weisen.“ Lazio selbst distanzierte sich von den Aussagen, ein Sprecher erklärte: „Das ist nicht die Meinung des Clubs. Wir sind gegen jede Diskriminierung.“
Auschwitz-Verherrlichung und Faschistengruß
Bisher sind Lazios Ultras vorrangig durch Antisemitismus aufgefallen. Vergangenes Jahr sorgte die Gruppierung „Irriducibili“ für Aufsehen, als sie Sticker im Stadion verteilte, auf denen Anne Frank im Trikot des Erzrivalen AS Rom zu sehen war. Zudem stand auf weiteren Stickern „Romanista Ebreo“ („Roma-Anhänger sind Juden“) und „Romanista Frocio“ („Schwuchtel“). Schon 1998 verkündete ein Banner in der Lazio-Fankurve: „Auschwitz ist euer Land. Die Öfen sind eure Heimat.“ Und selbst der Spieler Paolo di Canio zeigte 2005, während er die Kapitänsbinde trug, den Faschistengruß in Richtung der Nordkurve.
Frauenfeindliche Bekundungen von Lazio-Ultras sind daher ein neues Phänomen, jedoch kaum verwunderlich. Es bleibt zu hoffen, dass Frauen, die weiterhin in die Nordkurve wollen, sich einfach über das von den Männern ausgesprochene Verbot hinwegsetzen. Wobei: Erstrebenswert erscheint dies nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe