Überschwemmungen in Kolumbien: Fast 200 Tote
Die Zahl der Toten nach der Flutkatastrophe in Kolumbien steigt weiter. Mindestens 193 Menschen sind in den Wassermassen ums Leben gekommen.
Heftige Regenfälle hatten dazu geführt, dass drei Flüsse über die Ufer traten und gegen Mitternacht Wassermassen durch die Stadt Mocoa nahe der Grenze zu Ecuador strömten. Dabei wurden Häuser, Autos und Bäume weggerissen, als Bewohner in ihren Betten schliefen. Die Suche nach Opfern sollte am Sonntag bei Tageslicht weitergehen. Die Behörden rechnen damit, dass die Zahl der Toten steigt.
Santos reiste am Samstag nach Mocoa und erklärte die Stadt, die etwa 40.000 Einwohner hat, zu einer Katastrophenzone. Der Präsident machte den Klimawandel für die Katastrophe verantwortlich. Die Regenfälle in der einen Nacht entsprächen fast der Hälfte der Niederschlagsmenge, die Mocoa normalerweise im gesamten Monat März bekomme.
Das regionale Krankenhaus hatte Probleme dabei, mit dem Ausmaß der Krise fertig zu werden. Der Anästhesist Herman Granados sagte, er habe die Nacht hindurch an Opfern gearbeitet. Das Krankenhaus habe keine Blutbank, die groß genug sei, um mit der Zahl der Patienten umzugehen. Der Vorrat schwinde schnell. Einige der Krankenhausmitarbeiter kamen, um zu helfen, obwohl ihre eigenen Verwandten noch vermisst wurden.
Die Krise dürfte als eine der schwersten Naturkatastrophen in der jüngeren Geschichte Kolumbiens in Erinnerung bleiben. Doch hat das Andenland noch verheerendere Umweltkatastrophen erlebt. 1985 waren knapp 25.000 Menschen getötet worden, als der Vulkan Nevado del Ruiz ausbrach und dadurch Schlammmassen und Trümmer die Stadt Armero unter sich begruben.
Eduardo Vargas, der der Flut mit seiner Frau und seinem sieben Monate alten Kind entkommen konnte, sagte, Nachbarn hätten gegen seine Tür geklopft und ihn dadurch geweckt. Der 29-Jährige konnte sich mit seiner Familie auf einen kleinen Berg retten, bevor ihr Haus zerstört wurde. Als er am Samstag den Ort seines Hauses wieder erreichte, war vom Hab und Gut seiner Familie nichts zurückgeblieben. „Gott sei Dank haben wir unsere Leben“, sagte Vargas.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!