Übernahmestreit in den USA: Mehr Gegenwind bei T-Mobile-Verkauf
Die Telekom sieht sich einer weiteren Klage gegen den Verkauf von T-Mobile USA gegenüber. Platzt das Geschäft, erwartet die Bonner eine satte Entschädigung.
NEW YORK/WASHINGTON/BONN dpa | Die Deutsche Telekom muss eine weitere Hürde bei der Trennung von ihrer Tochter T-Mobile USA nehmen. Nach den Wettbewerbshütern im US-Justizministerium hat nun auch der rivalisierende Mobilfunkanbieter Sprint eine Klage gegen den 39 Milliarden Dollar schweren Verkauf an den Branchenriesen AT&T eingereicht. Sprint fürchtet, durch die geballte Marktmacht an die Wand gedrückt zu werden.
"Mit dem heutigen juristischen Schritt setzen wir unsere Anwaltschaft für die Konsumenten und den Wettbewerb fort", erklärte Sprint-Chefjustiziarin Susan Haller am Dienstag in Washington. Sprint gehört seit Bekanntwerden des geplanten Geschäfts Anfang des Jahres zu den schärfsten Kritikern. Sprint ist die Nummer drei auf dem US-Mobilfunkmarkt – aber mit großem Abstand zu den beiden Marktführern Verizon und AT&T. T-Mobile USA ist die Nummer vier.
Sprint geht mit den gleichen Argumenten gegen den Verkauf vor wie das Justizministerium in seiner Klage vor einer Woche: Die Preise drohten zu steigen und die Innovationsbereitschaft abzunehmen. Leidtragende wären die anderen Mobilfunkanbieter und die Kunden, erklärte Sprint und rechnete vor, dass AT&T und Verizon mehr als drei Viertel des Marktes kontrollieren würden.
Nun muss ein Gericht in der Hauptstadt Washington über das Milliardengeschäft befinden. Die Telekom und AT&T können parallel mit Zugeständnissen um das Wohlwollen der Wettbewerbshüter buhlen.
AT&T kann aber vom Vertrag zurücktreten, wenn die gemachten Auflagen einen Wert von 7,8 Milliarden Dollar überschreiten. Aus Sicht der Telekom trägt allerdings der Käufer das wirtschaftliche Risiko des Zusammenschlusses und damit auch eventueller Auflagen. Die Entschädigung für die Telekom beliefe sich auf drei Milliarden Dollar in bar. Hinzu käme ein Paket aus vergünstigtem Roaming und Funklizenzen. Insgesamt wird das "Trostpflaster" auf einen Wert von 6 bis 7 Milliarden Dollar geschätzt.
Telekom-Chef René Obermann hatte sich vor wenigen Tagen noch einmal für den Verkauf der US-Mobilfunktochter an AT&T stark gemacht. In einem Mitarbeiterbrief bezeichnete er die geplante Transaktion als die beste Lösung für die Aktionäre, die Mitarbeiter und die Kunden. "Es ist unsere Aufgabe, gemeinsam mit unserem Partner AT&T die Behörden davon zu überzeugen", betonte der Manager. Es sei nicht verständlich, dass das Kartellamt zu dem Schluss komme, der Verkauf schade den Kunden. Allein die Verbesserung der Netzqualität würde enorm sein.
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