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Übernahmepoker um AlstomSiemens bereitet Angebot vor

Siemens will den französischen Konzern übernehmen. Franzosen wollen verhindern, dass der US-Konkurrent General Electric Alstom aufkauft.

ICE und TGV in Paris: Noch haben beide Züge unterschiedliche Hersteller. Bild: reuters

PARIS taz | Europas Wirtschaft könnte weiter zusammenwachsen: Der deutsche Elektronikkonzern Siemens hat ein Übernahmeangebot für den angeschlagenen französischen Konzern Alstom eingereicht. Das sagte Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg am Dienstag vor der Nationalversammlung in Paris. Siemens konkurriert mit dem US-Konzern General Electric, der Alstom ebenfalls übernehmen will.

Alstom ist für den französischen Staat von nationalem, strategischem Interesse, das ungern in amerikanischen Händen gesehen wird. Das Unternehmen stellt neben Kraftwerken auch den Hochgeschwindigkeitszug TGV her.

Bis letzten Sonntag schien die Sache so gut wie entschieden, die Amerikaner boten immerhin 13 Milliarden US-Dollar für diese Teilübernahme und wollten den Franzosen mit dem Bereich Transportmittel wenigstens ihren TGV lassen.

Gerade wegen der bekannten nationalen Empfindlichkeit in Frankreich glaubt Siemens-Chef Joe Kaeser drei vielleicht entscheidende Trümpfe in der Hand zu haben. Kaeser hat angeblich auch die Unterstützung durch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) erhalten. Dieser sieht da eine große industriepolitische Chance für eine deutsch-französische Zusammenarbeit im strategisch bedeutenden Energiesektor.

Staatspräsident François Hollande selbst hatte früher auch schon von einem „Airbus der Energie“ geschwärmt. Das Beispiel des Luftfahrtkonzerns „Airbus“ würde implizit aber eine gleichberechtigte Kooperation meinen – und nicht eine Übernahme.

Symbolisch wichtig wäre auch der Vorschlag der französischen Firma Alstom, die sich in Zukunft auf das Bahngeschäft beschränken würde, als Teil des Kaufpreises den Bau von deutschen ICE-Zügen und Lokomotiven abzutreten. Das stärkste Argument aber könnte die Arbeitsplatzgarantie sein, die Kaeser dem Alstom-Personal während drei Jahren ab der Übernahme in Aussicht stellt.

Hollande, der am Montag bereits alle Protagonisten zu Unterredungen empfangen hatte, bezeichnete die Schaffung und Verteidigung von Arbeitsplätzen als sein „einziges Kriterium“ in diesen Verhandlungen. Da jedoch zwischen den direkten Konkurrenten Siemens und Alstom sehr viele „Doubletten“ (Doppelspurigkeiten in Technologie und Produkten) existieren, haben die Gewerkschaften einigen Grund zu Skepsis.

Die französische Regierung möchte vorerst Zeit gewinnen, was auch Siemens entgegenkommen dürfte. Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg hat am Dienstag die Finanzmarktaufsicht ersucht, im Fall eines Verkaufs von Alstom für die nötige Transparenz zu sorgen und jegliche Benachteiligung auszuschließen.

Montebourg hegt den Verdacht, dass Alstom-Chef Patrick Kron einseitig mit General Electric ins Geschäft kommen will. Für Verwirrung sorgten gestern Gerüchte über ein mögliches innerfranzösisches Rettungsmanöver. Demzufolge wolle der Staat einen Teil seiner Beteiligung am Energiekonzern EDF verkaufen, um damit – ähnlich wie schon 2004 – Alstom zu übernehmen.

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