Übernahmeangebot für MAN: VW plant Lkw-Allianz
Volkswagen will einen Nutzfahrzeug-Konzern aus MAN, Scania und VW schmieden. Denn der Nutzfahrzeugmarkt boomt weltweit.
BERLIN taz | VW plant die Schaffung eines integrierten Nutzfahrzeug-Konzerns aus MAN, Scania und Volkswagen: Am Montag hat VW ein Übernahmeangebot für den Münchener Lkw- und Busproduzenten MAN vorgelegt. Volkswagen habe seinen Anteil an den MAN-Stammaktien von 29,9 Prozent auf 30,47 Prozent erhöht, teilte VW mit. Damit muss VW den Aktionären ein Pflichtangebot machen. Am schwedischen Lastwagenkonzern Scania hält VW bereits die Mehrheit der Stimmrechte.
"Das Nutzfahrzeuggeschäft ist für uns ein hochinteressantes, strategisches Geschäftsfeld", begründete VW-Chef Martin Winterkorn den Schritt. Mit der engeren Zusammenarbeit zwischen MAN, Scania und Volkswagen sollten Synergien gehoben werden - vor allem bei der Beschaffung, aber auch bei Entwicklung und Produktion.
Die markenspezifischen Eigenschaften und alle Geschäftsfelder von MAN und Scania blieben unangetastet, versprach Winterkorn. "Selbstverständlich respektieren wir die Mitbestimmungs- und Arbeitnehmerrechte in vollem Umfang und stehen zu Standorten und Beschäftigten." Die Gewerkschaft IG Metall wollte sich dazu zunächst nicht äußern.
VW will den MAN-Aktionären spätestens Ende Mai ein Angebot machen, der genaue Preis werde auch erst dann feststehen. Voraussichtlich werde er bei etwa 95 Euro pro Stammaktie liegen. Am Montag kletterte die MAN-Aktie bis auf 99,60 Euro.
Branchenführer Daimler
Nach dem Ende der Wirtschaftskrise boomt der Nutzfahrzeugmarkt weltweit, vor allem in China, Russland und Brasilien. Weltweiter Branchenführer bei schweren Lastwagen ist Daimler, dahinter folgen asiatische Hersteller sowie MAN und Scania.
Der schwedische Hersteller Scania deckt bislang innerhalb des VW-Konzerns das Geschäft mit schweren Lastwagen und Bussen ab. Scania mit Sitz in Södertälje bei Stockholm beschäftigt weltweit 34.000 Menschen. Das Unternehmen ist bei schweren Lastwagen einer der weltweit erfolgreichsten Anbieter. VW hält 29,3 Prozent am Kapital sowie 71,8 Prozent der Stimmrechte und ist damit Mehrheitseigner. Als der bayrische Konkurrent MAN Ende 2006 einen Übernahmeversuch startete, wehrten sich die Skandinavier mit Erfolg.
Der MAN-Konzern, der seinen Sitz in München hat, beschäftigt weltweit knapp 48.000 Mitarbeiter, 27.000 davon in Deutschland. MAN produziert Lkws, Busse, Dieselmotoren, Turbomaschinen sowie Kraftwerke und ist im deutschen Aktienindex (DAX) vertreten. Für den neuen deutschen Fußballmeister Borussia Dortmund hat sich MAN einen besonderen Marketinggag einfallen lassen: Bei der Meisterfeier am Sonntag in Dortmund fahren die Profis auf einem extra produzierten Cabrio-Bus durch die Stadt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!