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Überfüllte Gefängnisse in Brasilien26 Häftlinge bei Revolte getötet

Die Gefängnisse in Brasilien sind völlig überfüllt. Und die Serie gewalttätiger Auseinandersetzungen reißt nicht ab. Erneut sind viele Insassen ums Leben gekommen.

Das Alcacuz-Gefängnis in der Nähe der Stadt Natal Foto: dpa

Rio de Janeiro ap | Bei neuen Gewaltausbrüchen in Gefängnissen in Brasilien sind 26 Insassen umgebracht worden. Sämtliche Opfer in den Zellblöcken seien nun gezählt, teilte das Sicherheitsbüro im Bundesstaat Rio Grande do Norte am Sonntag mit.

Den Angaben zufolge waren am Samstag in den anliegenden Haftanstalten Alcacuz und Rogerio Coutinho nahe der Stadt Natal Kämpfe zwischen rivalisierenden Banden ausgebrochen. Der Chef der Sicherheitsbehörde, Caio Cesar Bezerra, sagte, Strafvollzugsbeamte hätten sich aber erst am frühen Sonntagmorgen Zugang zu den Zellen verschafft, um Ordnung wiederherzustellen. „Auf diese Weiße gewährleisteten wir eine ruhige Intervention ohne Widerstand der Insassen.“

Vor der Eskalation waren einige Inhaftierte offenbar in Zellblöcke verfeindeter Banden vorgedrungen. Einigen der Opfer seien die Köpfe abgerissen worden, sagte ein Manager der Haftanstalt Alcacuz. Wie viele andere Gefängnisse im Land ist auch Alcacuz überfüllt: In der eigentlich für 620 Insassen ausgelegten Haftanstalt sitzen mehr als 1.000 ein. Präsident Michel Temer zeigte sich besorgt über die Revolte. Über Twitter teilte er mit, er beobachte die Lage.

Es war der jüngste Gewaltausbruch in einer Reihe äußerst brutaler Gefängnisrevolten in Brasilien. Zum Jahreswechsel waren im nördlichen Bundesstaat Amazonas 56 Inhaftierte getötet worden. Behördenangaben zufolge waren Mitglieder der Bande Familie des Nordens auf mit ihnen verfeindete Gefolgsleute der einflussreichsten brasilianischen Gang Erstes Kommando losgegangen, es soll dabei um die Kontrolle über die Drogenschmugglerrouten im Norden des Landes gegangen sein. Viele der Opfer wurden enthauptet und zerstückelt.

Am 6. Januar kam es im Nachbarstaat Roraima zu einer weiteren Revolte in einer Haftanstalt mit 33 Toten, von denen viele die Eingeweide herausgerissen wurden. Experten zufolge nutzt die Bande Erstes Kommando die desaströsen Bedingungen in den Gefängnissen aus, um ihr Einflussgebiet auf das nationale Strafvollzugsystem auszuweiten.

Am Sonntag wurde aus dem südbrasilianischen Staat Parana außerdem ein Gefängnisausbruch gemeldet. 21 Insassen seien aus einer Einrichtung entkommen, indem sie mit explosivem Material eine Zellenwand aufgesprengt hätten, sagte Behördenchef Alberto Cartaxo. Zwei weitere Häftlinge seien beim Fluchtversuch in einer Konfrontation mit der Polizei getötet worden.

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