Überfall auf offener Straße: Diplomat im Kongo getötet
Italiens Botschafter im Kongo ist bei einem Überfall nahe der Stadt Goma ums Leben gekommen. Er war mit dem UN-Welternährungsprogramm unterwegs.
Der Fahrer und der Leibwächter des Botschafters wurden tödlich getroffen, der Botschafter wurde mit Bauchschüssen nach Goma zurückgebracht und starb wenig später im UN-Militärkrankenhaus.
Der Überfall ereignete sich nahe einer exponierten, als „Drei Antennen“ bekannten Stelle nahe Kibumba kurz vor der Einfahrt in den Virunga-Nationalpark, in dem bewaffnete Gruppen hausen, die gerne Reisende überfallen, bestehlen oder auch zwecks Lösegeld entführen. Hochgerüstete Wildhüter des Nationalparks patrouillieren zusammen mit Kongos Armee, allerdings paktieren manche Militäreinheiten auch mit bewaffneten Milizen. Immer wieder fallen auch Wildhüter den Milizen zum Opfer.
Die Straße von Goma nach Rutshuru ist die Hauptverbindungsstrecke aus der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu Richtung Norden und wird viel befahren. Das Fahrzeug, in dem der Botschafter saß, war lokalen Berichten zufolge klar mit den Initialien PAM – die französische Abkürzung für Welternährungsprogramm – gekennzeichnet. Angeblich reiste der Konvoi ohne Militäreskorte. Wildhüter des Virunga-Parks griffen gegen den Überfall ein und evakuierten den Botschafter.
Seit 2017 im Kongo stationiert
Kongos Regierung sagte, sie werde alles tun, um die Täter zu identifizieren. Zuvor hatten die Sicherheitsbehörden in Goma pikiert auf die Mordnachricht reagiert. Die Nachrichtenseite 7sur7.cd zitierte einen Polizeigeneral der Stadt mit dem Hinweis, der Botschafter habe weder Polizei noch Armee über seine Fahrt informiert. „Stellen Sie sich vor, der Botschafter reist und die Polizei weiß von nichts, ebenso die Armee nicht. Ich hatte Zweifel, ob es der Botschafter war. Ein Botschafter fährt wo hin, ohne dass die Sicherheitsdienste Bescheid wissen?“
Erst am 12. Februar hatte eine Delegation von Botschaftern der Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrates Rutshuru besucht und dort Gespräche über die Sicherheitslage geführt. Lokale Politiker hatten dabei Wirtschaftshilfen sowie ein entschiedeneres Eingreifen von UN-Truppen gegen Milizen und bewaffnete Gruppen gefordert.
Der italienische Botschafter war seit 2017 im Kongo stationiert und nahm 2019 seinen aktuellen Posten auf. Er wollte jetzt in Rutshuru das WFP-Schulspeisungsprogramm besichtigen. Montag war der erste Tag der Schulöffnungen im Kongo, nach monatelanger landesweiter Schließung wegen der Coronapandemie.
In zahlreichen Schulen des Distrikts Rutshuru wie auch der Nachbardistrikte Masisi und Walikale konnten allerdings die Schulen aus Sicherheitsgründen nicht öffnen, berichtet der Radiosender „Radio Okapi“. Demnach wurde im Dorf Bishingiri im Distrikt Masisi ein Grundschullehrer am Sonntag von der kongolesischen Hutu-Miliz Nyatura getötet.
Am Vortag hätten die Milizionäre im nahen Dorf Kalonge die Grundschullehrerin entführt und hielten sie gegen eine Lösegeldforderung von 50 US-Dollar fest, hieß es weiter. In einigen Dörfern des Distrikts Rutshuru seien die Schulgebäude von Kriegsvertriebenen bewohnt und der Unterricht falle daher aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!