piwik no script img

Überall in Berlin nur lahmes WLANBesser technisch aufrüsten

Im Shutdown sitzen die Ber­li­ne­r:in­nen alle zuhause. Und sind online. Das macht das WLAN lahm. Kann man dagegen etwas tun? Und ob. Eine Anleitung.

Wir sind von WLAN umzingelt. Nur haut es damit oft genug nicht hin … Foto: picture alliance/dpa/Fabian Sommer

Berlin taz | Dieses Ärgernis erleiden gerade viele alltäglich: Da ist der Ton bei der Videokonferenz mit den Ar­beits­kol­le­g:in­nen verzerrt oder die Zoom-Sitzung bricht ganz ab. Schulkinder verzweifeln vor ihrem Computer, wenn sie denn einen haben. Und abends ist der gestreamte Spielfilm unscharf oder startet gar nicht erst … Das war doch vor der Pandemie nicht so. Oder?

Na ja, das stimmt so nicht ganz. Zumindest aus eigenem Erleben kann berichtet werden, dass das WLAN daheim immer dann schwächer wurde, je mehr Mietparteien in unserem Gründerzeithaus zu Hause waren. Waren viele Nachbarn unterwegs in der Stadt und eben nicht zu Hause und damit auch nicht online, war alles gut mit meinem WLAN.

Aber jetzt hocken wir alle immer daheim. Und sind dabei quasi ständig WLAN-mäßig im Netz unterwegs. Doch mit WLAN ist es wie mit einem Pool mit begrenzten Maßen: Je mehr Leute da hineinspringen, desto weniger Platz ist darin. Wenn immer mehr Menschen an einem Ort, einem Mietshaus etwa, das WLAN nutzen, schwächt das die Leistung.

Aber stimmt das auch? Ja, sagt jemand vom Fach, Michael Reifenberg, Pressesprecher der Bundesnetzagentur, die für alle Netze zuständig ist, für Elektrizität, Gas, Post und Eisenbahnen und eben auch Telekommunikation.

„Eine abnehmende Verfügbarkeit von WLAN-Signalen bei zunehmender Anzahl beziehungsweise zunehmender Dichte von WLAN-Geräten beruht auf physikalisch-funktechnischen Gesetzmäßigkeiten“, erklärt Reifenberg. „Das zur breitbandigen Datenübertragung zu Verfügung stehende Frequenzspektrum beziehungsweise die Bandbreite der darin genutzten Kanäle teilen sich die jeweiligen Nutzer. Mit steigender Anzahl von Nutzern im gegenseitigen Einflussbereich steht für einen einzelnen Nutzer weniger Spektrum zu Verfügung, was zu einer Verringerung der individuellen Geschwindigkeit und der Datenübertragungsrate führen kann, in Extremfällen auch zu Unterbrechungen.“

Schritte für mehr WLAN

Kann man da gar nichts machen? Doch. Ein erster Schritt wäre, den Router – der bei den meisten Leuten im Flur steht – näher an den Endgeräten zu installieren und etwaige dicke Mauern (womöglich mit Stahlbeton) zu umgehen. Der Router sollte einem Update unterzogen werden, wenn das eh nicht automatisch vonstatten geht. Vielleicht ist es gut, sich sogar einen neuen anzuschaffen, rät der Fachmann, ein altes Gerät verlangsamt mitunter das WLAN. Ratsam ist auch, nicht immer mit allen dafür vorgesehen Endgeräten im WLAN zu sein, sondern diese einfach auszuschalten.

Seinen Vertrag zu überprüfen ist eine andere gute Idee: Alte Verträge mit zu wenig Mbit/s (zum Beispiel 50 Mbit/s), also zu geringer Datenübertragungsrate, sollte man kündigen. Denn bei neuen Verträgen bekommt man oft mehr Leistung (100 Mbit/s) für mitunter weniger Geld.

Und natürlich lässt sich technisch aufrüsten. Ich hab’s probiert – es hat geklappt. Ganz einfach und relativ günstig ist eine sogenannte Po­werline (etwa 60 bis 80 Euro). Die kleinen Geräte kommen in die Steckdose und verstärken, einfach gesagt, die Leistung der Datenübertragung im lokalen Netzwerk übers Stromnetz im Haus, quasi vom Router im Flur zum Endgerät im Wohnzimmer.

Die nächste Stufe kann ein Mesh-Repeeter (Preisspanne 70 bis 700 Euro) sein. Pro Wohnung (oder eben Stockwerk im Eigenheim) reicht ein Gerät, das das Sendesignal erheblich verstärken kann.

Und wenn das alles nicht hilft, ist es vielleicht Zeit, ganz umzusteigen: auf einen mobilen Hotspot. Damit geht man mobil über LTE online, wie beim Smartphone auch. Der nigelnagelneue Mobilfunkrouter zu Hause bei mir funktioniert übrigens bestens. Streamen geht besser denn je.

Also einfach mal ausprobieren. Oder wie es Michael Reifenberg formuliert: „Versuch macht klug.“ Es kommt halt auf den Einzelfall an.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Der Livestream Hertha-Bayern lief vorhin recht unterbrechungsarm - gutes Zeichen!

  • Am Schreibtisch und TV nutze ich auch Kabel, die sind günstig, effektiv und strahlungsarm. Die gibt es auch flach, quetscht sich dann besser im Türrahmen.



    Mein Handy zeigt mir grad 18 WLANs und einen Hotspot der Nachbarn an.



    Zusätzlich ein mobiler Hotspot in meiner Wohnung käme mir nicht in die Tüte, denn Mobilfunkstrahlung hat einen thermischen Effekt und es gibt noch wenig Erkenntnisse über die Langzeitwirkung auf uns Menschen.



    Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt übrigens "diese [hochfrequenten elektromagnetischen Felder] zu minimieren, um mögliche, aber bisher nicht erkannte gesundheitliche Risiken gering zu halten." (Infoblatt: Sprach- und Datenübertragung per Funk: Bluetooth und WLAN, Bundesamt für Strahlenschutz), z.B. durch Abstand halten.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Berlin bleibt doch Berlin.



    Hauptsache Partys.

  • Oder halt in ein Kabel investieren... War wohl eine zu offensichtliche Lösung.