: Üben, üben, üben
Keine herkömmliche Mathematik-Nachhilfe: Die Kumon-Methode will Konzentration und Lernverhalten verbessern ■ Von Benjamin Butschle
Internationale Vergleichsstudien haben es wieder einmal gezeigt: mit Mathematik ist es bei deutschen Schülern nicht weit her. Immer mehr Eltern suchen daher nach Möglichkeiten, ihre Kinder außerhalb der Schule zu fördern. Zum Beispiel mit einer in Deutschland noch relativ unbekannten japanische Methode zum Mathe Lernen, die nach ihrem Erfinder Toru Kumon benannt ist.
Mit ihr soll die Konzentration gestärkt und das Lernverhalten verbessert werden: Die Kinder lernen selbstständig mit Aufgabenmaterial, das in 16 unterschiedlich schwere Lernstufen unterteilt ist – insgesamt mehrere tausend Aufgabenblätter, von den Grundrechenarten bis hin zu komplizierten Gleichungen.
Die Lernpsychologin Swenja Klöckner betreut in ihrer Lernpraxis im Hamburger Osten zurzeit insgesamt 20 lernschwache Grund- und Mittelstufenschüler, die nach der Kumon-Methode Mathe büffeln. Zweimal in der Woche ist jedes Kind eine halbe bis dreiviertel Stunde bei ihr, an den Tagen dazwischen müssen die Kinder zu Hause etwa zehn Minuten pro Tag Aufgabenblätter bearbeiten.
Anfangs sei sie skeptisch gewesen, erzählt Klöckner, denn die Methode, die hauptsächlich auf den vielen Aufgabenblättern beruht, sei ihr so trocken vorgekommen, dass sie sich einen Erfolg bei der Arbeit mit Kindern kaum vorstellen konnte. Heute ist sie überzeugt, dass die Schüler das Prinzip der nach Schwere gestaffelten Aufgaben schätzen. „Das System beruht auf üben, üben, üben...“ erklärt Klöckner das einfache Konzept. Sie hat beobachtet, dass viele Kinder durch das klar strukturierte Programm ihre Konzentration verbessern, auch für andere Fächer.
Der Kumon-Unterricht, er kostet pro Kind 150 Mark im Monat, ist keine herkömmliche Nachhilfe. Es wird nicht das geübt, was in der Schule gerade dran ist, sondern zuerst festgestellt, wo ein Kind steht, egal wie alt und in welcher Klasse es ist. Dann geht es darum, „ein Fundament“ aufzubauen, erklärt Klöckner. Das kann auch bedeuten, mit Sechstklässlern zunächst Aufgaben aus der dritten Klasse zu machen. Denn wichtig sei, dass die Kinder wieder Selbstvertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten bekämen. Mit neuem Selbstbewusstsein macht der Mathe-Unterricht in der Schule erstens mehr Spaß, und zweitens verstehen die Kinder neuen Stoff besser.
Die Schüler werden zwar nach ihrem Können eingestuft, individuell gestaltete Aufgaben bekommen sie jedoch nicht. Jedes Kind bearbeitet die vorgefertigten Blätter, die seinem Können entsprechen. Die Ergebnisse werden in einem Schülerpass dokumentiert, so können die Kinder ihren Lernfortschritt verfolgen – und auch das, sagt Klöckner, motiviert zum Weitermachen. Zumal eben kein Lehrer frontal über Mathematik doziert, sondern die Schüler selbstständig ihre Aufgabenblätter bearbeiten können – bei Nachfragen stehen die Betreuer natürlich zur Verfügung. Taschenrechner sind tabu, gefragt sind Fleiß und eigenständig erarbeitete Lösungen.
Und üben, üben, üben...
Lernpraxis Swenja Klöckner, Öjendorfer Weg 30 (Billstedt), Tel.: 736 797 34
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