UWE RADA fragt sich, was Anna Loos und Frank Henkel gemeinsam haben: Im Fernsehen sieht die CDU viel besser aus
Ob Frank Henkel am Dienstagabend „Die Stadt und die Macht“ geguckt hat? Zeit genug hätte er gehabt, auf seiner Facebook-Seite stand nichts von einem Termin. Und auch ausschlafen hätte er können. Ernst wurde es erst wieder Mittwoch um elf. Da stellte der CDU-Spitzenkandidat für die Wahl zum Abgeordnetenhaus am 18. September etwas ganz Innovatives vor: Splitterschutzfolien für Polizeiautos.
Ja, unser Frank Henkel. Und ja, die Anna Loos, die in der ARD-Serie die Spitzenkandidatin Susanne Kröhmer spielt. Eine junge, moderne Frau, die nach dem Bruch der Großen Koalition im Berliner Senat an die Spitze will. Eine, die eine gleichberechtigte Beziehung führt, offen nach allen Seiten, eine urbane, liberale Großstadtpolitikerin. Selbst eine Schwangerschaft lässt sie nicht von ihrem Ziel abbringen. Die Botschaft: Politik und Privatleben sind vereinbar, zur Not passt mein Mann auf das Kind auf.
So weit die Fiction. Und die Realität? Fällt krass hinter die Fernseh-CDU zurück. Mit Splitterschutzfolien für Polizeiautos gewinnt man keine Wahlen in Mitte, Schöneberg oder Pankow.
Okay, gewisse Parallelen gibt es, das hat sogar der Exregierende Klaus Wowereit festgestellt. Ihm hatte es vor allem Martin Brambach angetan, der in der Serie den schmierigen Wahlkampfmanager Georg Lassnitz spielt. „Dass das Private bei Politikern in die Öffentlichkeit getragen wird, ist der Preis, den man zahlen muss“, sagte Wowereit dem RBB. „Jedes Wort, jeder Tritt und Schritt wird beobachtet. Und alle warten nur darauf, dass ein Fehler passiert.“
Und auch die alten Säcke bei der Film-CDU, die bei der ARD CDP heißt, sind nicht ganz aus der Luft gegriffen. Man kennt sie und ist froh, dass sie nicht mehr in der ersten Reihe stehen, die Landowskys und Co.
Nur Frank Henkel ist noch da. Und eine Tochter, die ihn, wie Susanne Kröhmer ihren Vater Karl-Heinz Kröhmer, beerben könnte, hat er auch nicht. Frank Henkels Sohn wurde erst vor drei Jahren geboren.
Also wird’s wohl nichts mit der Charmeoffensive und dem Sympathiesieg der Christdemokraten im September. Im Fernsehen sieht die CDU eben besser aus als in Wirklichkeit. Wirklich attraktiv ist sie wohl aber auch dort nicht. Am Dienstagabend haben nicht einmal drei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer eingeschaltet.
Lag es daran, dass keiner der Berliner CDU eine solche Kandidatin zutraut? Oder kann das deutsche Fernsehen einfach keine Politfilme?
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