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USA: DER GRÜNE RALPH NADER BRINGT SCHWUNG IN DIE POLITIKFlair der neuen Bewegung

Die meisten halten die Wahl des zukünftigen US-Präsidenten für eine grundsätzliche Weichenstellung. Nicht so Ralph Nader. Für den grünen Präsidentschaftskandidaten sind die Konzepte des Demokraten Al Gore und des Republikaners George W. Bush die gleiche Sauce. Tatsächlich unterscheidet sich derzeit vor allem Nader grundsätzlicher von den anderen Kandidaten: Er ist gegen die Todesstrafe und für eine grundlegende ökologische Umgestaltung, gegen den Einfluss großer Unternehmen auf die Politik und für staatliche Armutsbekämpfung. Zudem will er, dass Wahlkämpfe nur öffentlich finanziert werden und . . . – die Liste ließe sich fortsetzen. Nader vertritt die Gesamtheit einst von den Demokraten besetzter liberaler Themen mit einer Radikalität, dass seine Wahlveranstaltungen und Parteiversammlungen das Flair einer neuen politischen Bewegung haben.

Zu Recht lässt sich Nader nicht von den warnenden Demokraten bremsen, die seine WählerInnen bitten, doch für Gore zu stimmen, um Bush zu verhindern. Selbstbewusst lehnt Nader die Strategie des kleineren Übels ab. Seine Funktion ist es nicht, irgendwem zum Wahlsieg zu verhelfen, schon gar nicht Al Gore, von dessen umweltpolitischer Bilanz aus acht Jahren Vizepräsidentschaft Nader zu Recht enttäuscht ist. Naders Funktion als Kandidat einer dritten Partei ist es, Bewegung in die US-amerikanische Politik zu bringen.

Naders Hauptproblem ist ein immanenter Widerspruch: Um seine Botschaft zu verbreiten, braucht er Geld. Weil seine Positionen so sind, wie sie sind, hat er kein Geld. Dass er es trotzdem geschafft hat, sich in vielen Bundesstaaten bei einem Wählervotum zwischen fünf und zehn Prozent einzupendeln, weist auf einen Wandel in der US-amerikanischen Gesellschaft hin, der über die Wahlen hinaus eine Eigendynamik entfalten könnte. Wenn die Kritik an der wenig nachhaltigen Wirtschafts- und sozial ungerechten Gesellschaftsorganisation der USA endlich wieder nicht nur aus Europa kommt, sondern im Lande selbst an Kraft gewinnt, dann gibt es Chancen auf Veränderung. Und so gesehen, da hat Nader Recht, ist es vielleicht wirklich nicht so wichtig, ob George W. Bush oder Al Gore ins Weiße Haus einzieht. BERND PICKERT

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