US-Wahlen: Hillary hats in Berlin schwer
In der Diskussion um den besten Präsidentschaftskandidaten stehen die US-amerikanischen Demokraten in Berlin eher auf der Seite Obamas. Anfang Februar ist ihr Termin für die Vorwahl.
Clinton oder Obama, das ist an diesem Dienstagabend die Frage im Kreuzberger Max und Moritz. Man spricht Englisch. Die Rednerin wirft ihre braunen Locken zurück, beugt sich über den Tisch und schaut verschwörerisch in die Runde: "Versucht, den Leuten unser Wahlsystem zu erklären. Ihr könntet selbst etwas lernen!" Schallendes Gelächter.
Nancy Green weiß, wie kompliziert das Wahlsystem ihrer Partei ist. Deshalb hat sie für diesen Abend umdisponiert. Statt um die Positionen der demokratischen Präsidentschaftskandidaten zum Irakkrieg dreht sich das Gespräch um das Wahlverfahren. Schätzungsweise 13.000 Amerikaner leben in Berlin, 500 von ihnen sind Mitglied bei den Berlin Democrats Abroad. An diesem Abend sind knapp 20 gekommen.
In diesem Jahr werden sie zum ersten Mal in einem "Global Primary" für ihre Wunschkandidaten stimmen können. Das heißt, die Auslandsdemokraten dürfen am 5. Februar auch per E-Mail, Fax oder Post abstimmen. "Ich wähle auf jeden Fall Obama", sagt William Downey, der Gründer der Berliner Demokraten. Der 77-jährige pensionierte Pfarrer favorisiert den Kandidaten, der in den USA vor allem junge Leute an die Wahlurnen treibt. "Wir sind sehr gespalten in Amerika. Wenn jemand die Nation zusammenbringen kann, dann Obama." Dass sein Wunschkandidat bei der Vorwahl in New Hampshire am Dienstagabend knapp hinter seiner Konkurrentin Hillary Clinton zurückblieb, beeindruckt Downey nicht weiter. "Ach, das war doch zu erwarten. Clinton hat im Nordosten einen Heimvorteil."
"Die Frauen dort haben richtig zugeschlagen", sagt Michael Steltzer, Vorsitzender des Berliner Ortsvereins. Der studierte Architekt betreibt einen Drachenladen. Er glaubt, dass die Berlin Democrats eher für Obama oder Edwards stimmen werden. Bei vielen Anwesenden hat das Entsetzen angesichts des Irakkriegs den Ausschlag gegeben, sich der Partei anzuschließen. Für sie dürfte daher die Haltung des Kandidaten zum Irakkrieg zur Gretchenfrage werden. "In den Diskussionen beobachte ich eine Distanz zu Hillary", so Steltzer. Clinton hatte für weitere Kriegskredite gestimmt.
Alan Benson hat sich noch nicht zwischen Clinton und John Edwards entschieden. Dem 58-jährigen Übersetzer ist ein Präsidentschaftskandidat mit Erfahrung im politischen Geschäft wichtig. "Klar, Obama hat diese unglaubliche Ausstrahlung. Aber da passiert so viel hinter den Kulissen, die anderen kennen sich da besser aus."
Für die meisten Anwesenden ist vor allem wichtig, dass die Wende kommt. "Egal, wer es wird - der Unterschied wird riesig sein", sagt William Downey. Am Revers seines Anzugs blitzt ein kleiner goldener Esel, das Wahrzeichen der Demokraten. "Das Zeichen der kleinen Leute", sagt er lachend.
Klein ist auch der Einfluss der Auslandsdemokraten. Sechs Millionen Amerikaner leben weltweit im Ausland, auf der Nominierungssitzung in Delaware im August werden sie 22 von 800 Delegierten stellen. Die Stadt New York allein hat 35. "Wir sind der homöopathische Tropfen", witzelt Steltzer. Immerhin: Am 4. November, dem Wahltag, könnten die meist demokratisch gesinnten Expats wirklich das Zünglein an der Waage sein. Und bis dahin? Downey grinst: "Vielleicht werde ich Obama ein bisschen Geld schicken."
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