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US-Unterstützung der UkraineGroße Worte, wackelige Basis

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

US-Außenminister Blinken bringt Geld, Waffen und Versprechen nach Kyjiw. Doch innenpolitisch steht die Ukraine-Unterstützung auf unsicheren Füßen.

Gemeinsam bei McDonalds in Kiew am 06.09.2023: Ukraines Außenminister Kuleba und Antony Blinken Foto: Gleb Garanich

T olle Bilder harmonischer Solidarität produzierten in der vergangenen Woche US-Außenminister Antony Blinken und sein ukrainischer Amtskollege Dmytro Kuleba. Bei einem öffentlich nicht angekündigten Besuch Blinkens in Kyjiw speisten beide einträchtig in einem wieder eröffneten McDonald’s, und Blinken hatte nicht nur ein weiteres 175-Millionen-­Dollar-Waffenpaket inklusive Uranmunition im Gepäck, sondern auch kategorische Beistandsbekundungen: Man habe bislang an der Seite der Ukraine gestanden, „um das Überleben Ihres Landes zu sichern. Wir werden Ihnen genauso zur Seite stehen, wenn Sie Ihre Zukunft bestimmen und wieder eine freie, widerstandsfähige und blühende Ukraine aufbauen.“

Damit weitet Blinken das bekannte „As long as it takes“-Versprechen – die Ukraine so lange zu unterstützen, bis der russische Angriffskrieg abgewehrt ist – noch einmal deutlich aus. Dabei weiß auch er, dass die massive Unterstützung der Ukraine innenpolitisch in den USA auf wackeligen Füßen steht. Noch hat US-Präsident Joe Biden in Mitch McConnell, dem Vorsitzenden der republikanischen Senatsfraktion, einen soliden Ukraine-Alliierten. Aber nicht nur, dass der inzwischen 81-Jährige immer offensichtlichere Gesundheitsprobleme hat, im kommenden Jahr wird in den USA auch gewählt.

Und laut neuesten Umfragen ist eine Mehrheit der republikanischen Wäh­le­r*in­nen­schaft gegen weitere Militärhilfe für die Ukraine. Kevin McCarthy, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, sagt bislang nur, er sei gegen einen „Blankoscheck“, aber das kann sich verschärfen. Das neue 40-­Milliarden-Dollar-Hilfspaket, das Biden derzeit durch den Kongress zu bringen versucht (die Hälfte davon für Militärhilfe), könnte das vorerst letzte sein.

Dann aber wird es eng für die Ukraine. Denn auf die bislang 42,1 Milliarden Euro Militärhilfe aus den USA folgt zwar noch Deutschland mit 17,1 Milliarden, aber dann kommt eine ganze Weile nichts bis zu Großbritannien und der EU. Fallen die USA aus, ist das nicht zu ersetzen.

Kandidat Donald Trump behauptet, er könne den Krieg an einem einzigen Tag beenden – und vor Kurzem verriet er auch, wie er sich das vorstellt. Er würde dem ukrainischen Präsidenten sagen, dass es keine Unterstützung mehr gibt, wenn dieser nicht sofort einen Friedensvorschlag nach Moskau schickt. Wenn Putin den annimmt, ist Frieden. Wenn Putin ablehnt, will Trump der Ukraine mehr Waffen schicken als je zuvor.

Dieses Niveau dürfte die US-Debatte bestimmen, sobald der Wahlkampf richtig losgeht. Keine guten Aussichten für Kyjiw.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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2 Kommentare

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  • Für Russland ist es eine durchaus denkbare Strategie, bis 2025 durchzuhalten und auf einen Wahlsieg der Republikaner zu hoffen. Vielleicht versucht man auch, aktiv nachzuhelfen. Ich hoffe, diese Strategie scheitert.

    • @Agarack:

      Man könnte (mit Ex-Kanzler Kohl) jetzt auch etwas flapsig formulieren, entscheidend ist, was hinten dabei herauskommt. Und das ist hinsichtlich der US-Militärhilfe für die Ukraine doch eine ganze Menge Holz. Ob es jedoch kriegsentscheidend ist, wird davon abhängen, ob und wann diese Quelle versiegt.



      Also ich möchte nicht in Selenskyis Haut stecken, wenn die militärischen Erfolge der ukrainischen Armee in sechs bis acht Wochen nicht wesentlich über die bisherigen taktischen Fortschritte hinausgewachsen sind. Da müssen wir gar nicht abwarten, was nach der amerikanischen Präsidentenwahl passiert, falls sie ein Republikaner gewinnt.



      Bedenken Sie dabei auch, dass der amerikanische Wahlkampf schon etwa im Sommer 2024 beginnt. Die Uhr läuft.