US-Software für Autokraten: Zweifelhafte Kunden
Kanadische Forscher kritisieren die US-Firma Blue Coat. Das Unternehmen verkauft ihre Internetzensur-Software in autoritäre Staaten.
WASHINGTON afp | Einige autoritäre Staaten nutzen laut einer Untersuchung die Technologien eines US-Unternehmens, um das Internet zu zensieren. Die von dem in Kalifornien ansässigen Konzern Blue Coat Systems entwickelten Softwareprogramme und Instrumente würden bereits von China, Russland und Venezuela verwendet, heißt es in einem Bericht von Wissenschaftlern der Universität von Toronto. Auch andere Länder, deren Umgang mit den Menschenrechten Anlass zur Besorgnis gebe, gehörten zu den Kunden von Blue Coat.
Die kanadischen Forscher hatten mehrere Wochen lang Programme der US-Firma analysiert, mit denen Internetinhalte überwacht, gefiltert und zensiert werden können. Zu den Nutzern zählen demnach auch Saudi-Arabien, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Kuwait, Ägypten, der Libanon, Afghanistan, der Irak und die Türkei. 2011 war bereits bekannt geworden, dass Syrien Technologien von Blue Coat nutzt.
Die Wissenschaftler riefen dazu auf, der „weltweiten Verbreitung dieser Informations- und Kommunikationstechnologien“ mehr Beachtung zu schenken. Die Anbieter müssten „daran denken, klar und öffentlich zu sagen, wozu ihre Werkzeuge dienen“.
Blue Coat solle außerdem „erklären, wie sie sicherstellen, dass ihre Werkzeuge nicht genutzt werden, um die Menschenrechte zu verletzen“. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP war das US-Unternehmen zunächst nicht bereit, Stellung zu der Untersuchung zu nehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee