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US-SerieSchlimmes kommt gut

Die neue US-Serie "Heroes" (Mi, 10.10, 20.15 Uhr, RTL2) ist ein hochkomplexes und zugleich simples Effekt-Spektakel.

Heroes: Vergessen Sie die Handlung. Auf die Spezialeffekte kommt es an. Bild: dpa

Das Schlimme wird passieren, es ist nur eine Frage der Zeit, trotzdem müssen wir alles tun, um es aufzuhalten. Ein Satz, der von Wolfgang Schäuble stammen könnte - tatsächlich handelt es sich dabei aber, in Kürzestfassung, um den Plot der US-amerikanischen Serie "Heroes", mit deren Ausstrahlung in Deutschland RTL2 heute Abend beginnt.

Die allgegenwärtige Bedrohung als Grundlage einer Unterhaltungsserie, das kennen wir schon aus "24", wo Kiefer Sutherland als Agent Jack Bauer von Staffel zu Staffel verzweifelter gegen den stündlich drohen- den terroristischen Anschlag kämpft.

Bei "24" konnte man sich als Zuschauer darauf verlassen, dass sich Bauer schon noch rechtzeitig um alles kümmern wird. Die Botschaft bei "Heroes" ist eine andere: Auch du bist gefragt. In den USA bedeutet das wohl: Auch du kannst ein Held werden für den Heimatschutz oder bei der Verteidigung eines demokratischen Irak.

In der Serie ist davon explizit keine Rede, Krieg spielt keine Rolle, Politik erst später, das Besondere beginnt im Privaten. Überall auf der Welt, so erzählt uns die Eröffnungssequenz, gehen seltsame Dinge vor sich. Ganz normale Menschen entdecken plötzlich besondere Fähigkeiten an sich. Und mit "besonders" ist hier nicht gemeint, sich 300 Zahlen in zehn Minuten merken zu können oder ähnliche Qualifikationen für einen Auftritt bei "Wetten, dass ?".

Die Helden in "Heroes" entdecken, dass sie unverwundbar sind. Oder fliegen können. Oder Gedanken lesen. Oder durch die Zeit reisen. Oder durch Wände gehen. Oder die Zukunft malen. Oder alles gleichzeitig - das sind dann gewissermassen die Oberhelden. Von denen gibt es zwei, der eine ist gut, der andere böse.

Das zu verhindernde Schlimme ist in der ersten Staffel von "Heroes" die Zerstörung New York Citys, eine Wiederholung von 9/11, nur umfassender. Es sind aber keine Terroristen, die die Stadt auslöschen wollen - die Bedrohung ist im größten Teil der ersten Staffel nicht greifbar, bleibt lange diffus.

Die meiste Zeit verbringen die Helden zunächst damit, sich ihrer Fähigkeiten bewusst zu werden, sich gegenseitig zu finden, sich vor einer fiesen Regierungsorganisation zu verstecken, die Jagd auf sie macht; und der Zuschauer verbringt noch mehr Zeit damit, die vielen Charaktere, Zeitsprünge und Handlungsstränge zu ordnen. Von Verstehen ist da noch lange keine Rede.

"Heroes" ist also hochkomplex, zugleich aber auch höchst simpel, konsumierbar wie ein Comic, mit viel "Boom!" und "Bang!", insbesondere die Geschichte des japanischen Büroangestellten Hiro wirkt wie ein verfilmter Manga.

Also vergiss die Handlung, schau dir die bunten Bilder an, diese Spezialeffekte! Die sind tatsächlich großartig und auf der Höhe der Zeit.

Dass die handwerkliche Umsetzung insgesamt, das Casting, das Setting, die schauspielerische Leistungen und die Leistung der Drehbuchautoren hervorragend sind, kann man bei einer US-Produktion dieser Tage getrost voraussetzen. Es fällt eigentlich nur auf, wenn man den Fehler begehen sollte, "Heroes" mit irgendeiner für das deutsche Fernsehen produzierten Serie zu vergleichen.

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1 Kommentar

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  • M
    Marcus

    Hat der Autor dieser Kritik die Serie überhaupt gesehen? Die Behauptung, "Heroes" sei ein Effektspektakel, man solle die Handlung vergessen und die bunten Bilder bewundern, ist der Gipfel der Fehleinschätzung. Sicher: Ausstattung, Kameraführung und Spezialeffekte sind nahezu auf Kinoniveau. Aber gerade die Effekte werden eher dezent eingesetzt, quasi wenn man es nicht mehr verhindern kann. Sie stehen niemals im Mittelpunkt, sind kein Selbstzweck.

     

    Und kompliziert sind die diversen Handlungsstränge auch nur für diejenigen, die nicht an staffelübergreifende Handlungsbögen gewöhnt sind.