piwik no script img

US-Privattaxi-Startup UberCEO mit Bespitzelungsfantasien

In trauter Runde plauderte Uber-Manager Michael aus, wie er am liebsten mit kritischen Journalisten umgehen würde. Jetzt hat sein Unternehmen ein Problem.

Uber könnte auch alles über unliebsame Kritiker wissen wollen. Bild: dpa

Sarah Lacy reagierte auf die Ungeheuerlichkeit mit schwarzem Humor und retweetete folgende Message von einem ihrer Follower auf Twitter: „Ein Glück, dass die Jungs von Uber keinen Zugang zu den persönlichen Bewegungsdaten haben“. Die Sache verhält sich natürlich genau anders herum. Uber betreibt sein Geschäft mit den Positionsdaten, die seine Kunden bereitwillig herausrücken. Und nun dachte das Management des US-Dienstes offenbar darüber nach, einzelnen Menschen nachzustellen – unter anderem Sarah Lacy, eine Silicon-Valley-Reporterin.

Der US-Dienst Uber vermittelt per Smartphone-App Fahrdienste. Er wird von der GPS-Ortungsfunktion mit Daten gefüttert, die heute flächendeckend in Taschencomputern verbaut sind. Uber bedroht mit seinem Modell bekanntlich die etablierte Taxi-Szene, die in Deutschland auch juristisch gegen den Dienst vorgeht. Und auch einige Journalisten stehen dem Angebot kritisch gegenüber. Uber gefällt das nicht, hat aber trotzdem Erfolg.

Uber-Manager Emil Michael plauderte in einer als vertraulich angelegten Runde bei einem Abendessen in New York darüber, wie sein Unternehmen das womöglich ändern könnte. Ein Zuhörer, ein Journalist von Buzzfeed, gab Michael so wieder: Man könne das Privatleben kritischer Journalisten und gar ihrer Familien ausforschen und die Nörgler mit dem gesammelten Material schließlich unter Druck setzen – Recherchen gegen lästige Rechercheure wie Sarah Lacy, die der Uber-Mann namentlich nannte.

Nun ist die Aufregung groß, zumal Uber eben nicht irgendein Unternehmen ist, sondern Daten vieler Menschen sammelt. Der Fall ist ein regelrechtes PR-Desaster für das Unternehmen, hat es doch gerade bei den Multiplikatoren für Empörung gesorgt. Etliche Journalisten kündigten jedenfalls prompt an, die App von Uber, das in den USA weitaus beliebter ist und freier operieren kann als hierzulande, von ihren Handys zu löschen.

Und Uber-Manager Michael? Der stritt gar nicht ab, Entsprechendes gesagt zu haben – aber ernstnehmen solle man ihn nicht. „Weder ich noch mein Unternehmen würden jemals zu einem solchen Mittel greifen“, schrieb er an Sarah Lacy adressiert auf Twitter. Die Bedrohte wiederum notierte prompt: Michael habe sie sogar angerufen. „Keine Ahnung, wie er an meine Nummer kam.“ Mit anderen Worten: Uber hat nun ein gewaltiges Problem.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!