■ Tennis: US-Open-Sieger Rafter: „Yeah“
Zum Abschluß der Offenen Amerikanischen Tennis- Meisterschaften in New York hätte man noch einmal gerne einen spektakulären Ballwechsel gesehen, aber das haben die Finalgegner Patrick Rafter und Mark Philippoussis (beide Australien) leider nicht mehr hingekriegt. Um gerechter zu sein: Philippoussis (21) hat es nicht mehr hingekriegt. Der Herausforderer hatte geraume Zeit passabel mitgehalten mit dem Titelverteidiger, ehe ihm irgendwie Puste, Kraft, Konzentration oder alles gleichzeitig ausging. Zehn Spiele verlor er in Folge, und zum Abschied servierte er dem mäßig belustigten Publikum den letzten seiner dreizehn Doppelfehler. 6:3, 3:6, 6:2, 6:0. Rafter (25) ballte die Faust, nahm Pokal und 700.000-Dollar-Scheck und war sehr zufrieden.
Verständlich. Denn eigentlich war jemand ganz anderes vorgesehen gewesen für den Titel: Pete Sampras nämlich, der US-amerikanische Weltranglisten-Erste. Der schien mit seinem flotten Präzisionstennis auf seinen zwölften Grand-Slam-Titel zuzustreben, als er sich im Halbfinale gegen Rafter den linken Oberschenkelmuskel zerrte. Rafter nutzte das kühl und siegte 6:7, 6:4, 2:6, 6:4, 6:3.
„Das war so eine Pech-Geschichte für Pete“, fand Rafter und hatte nur wenig Mitleid: „Ich bin sehr froh über einen Sieg gegen Pete, wann immer ich einen kriegen kann.“ Zumal er über sein eigenes Befinden berichten konnte: „Ich fühle mich ziemlich gut, yeah.“
Man hat Rafter seine Rücksichtslosigkeit natürlich nicht verdenken können. Hätte er dem waidwunden Sampras mit leichten Fehlern Erste Hilfe leisten sollen? Ihm die Bälle vorhandgerecht zuspielen oder aus Mitgefühl aufgeben sollen? Dafür ging es um zu viel Geld. Außerdem war sich Sampras nach vollstreckter Niederlage gar nicht sicher, „ob ich im Finale überhaupt hätte spielen können“. Für Philippoussis war der Sturz des Favoriten sowieso von Vorteil; denn gegen den hätte er vermutlich noch schlimmer verloren als gegen Rafter. Thomas Hahn, New York
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