US-Marine ehrt Harvey Milk: Kommando Coolness erhöhen
Ein wenig seltsam ist das schon: Das superheteromännliche US-Militär benennt ein Schiff nach dem LGBT-Aktivisten und Politiker Harvey Milk.
Ob er sich gefreut hätte? Wissen wir nicht. Eine zweifelhafte Ehre ist es in jedem Fall: Die US Navy baut einen neuen Tanker, den sie ausgerechnet nach dem LGBT-Aktivisten Harvey Milk benennen will. 2009 gewann Sean Penn für seine Rolle als Harvey Milk in „Milk“ einen Oscar – danach wusste dann auch jede Vollzeithete aus Feuchtkalden-Pockenbruch, wer Milk war.
Harvey Milk war einer der ersten Politiker in den USA, der offen dazu stand, dass er schwul war. In den siebziger Jahren, als queer zu leben noch bedeutete, von der Gesellschaft ausgestoßen zu werden. Milk kämpfte für Bürgerrechte und wurde 1977 zum Stadtrat von San Francisco gewählt. Ein Jahr später wurde er erschossen.
Jetzt will sich sogar einer der letzten Rückzugsräume kompromissloser Männlichkeit diese Marke aufpappen. Die Idee, dass die Marine einem Frachtschiff seinen Namen geben könnte, hatte Milks Neffe. Damit werde kommuniziert, dass „dass Ehrlichkeit und Authentizität als wichtigste Ideale unseres Militärs aufrechterhalten werden“.
Pardon, aber da schlägt doch der Bullshit-Sensor gewaltig Alarm. Ehrlichkeit und Authentizität in einem Verein, der bis vor einigen Jahren noch das Coming-out verboten hatte?
Dass jetzt die Navy mit Harvey Milk ihren globalen Coolnessfaktor erhöhen will, ist, als würde die katholische Kirche ein Simone-de-Beauvoir-Gedächtniskaraoke veranstalten: Einerseits freut man sich, dass es inzwischen so weit kommen kann. Aber der schale Beigeschmack lässt sich mit noch so viel Messwein nicht runterspülen.
🏳️⚧️ SHANTAY. YOU PAY. 🏳️🌈
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wohnkostendebatte beim Bürgergeld
Nur mehr Sozialwohnungen würden helfen
„Boomer-Soli“
Gib die Renten-Kohle her, Boomer!
Wohnen und Bürgergeld
Zur Not auf den Campingplatz
Petition für Schwangerschaftsabbrüche
Christdemokrat appelliert an CDU
Syrien-Expertin zu Massakern an Drusen
„Israels Schutzargumentation ist nicht glaubwürdig“
Steigende Staatsausgaben für Wohnkosten
Grund ist nur die Explosion der Mieten